InnoTrans 2016

Tunnel Foren der STUVA: BIM im Tunnelbau; Sicherheit in unterirdischen Bahnstationen

Die elfte InnoTrans konnte am 23. September nach vier Messetage die bisher besten Bilanz ihrer Geschichte ziehen, mit neuen Höchstwerten für Aussteller- und Fachbesucherbeteiligung. Rund 145 000 Fachbesucher aus über 140 Ländern kamen für die diesjährige Weltleitmesse für Verkehrstechnik nach Berlin; auf dem Messegelände präsentierten sich 2955 Aussteller aus 60 Ländern.

 

International Tunnel Forum der STUVA

BIM im Tunnelbau

Auch auf der diesjährigen InnoTrans wurde an zwei Tagen das „International Tunnel Forum“ der STUVA (Studiengesellschaft für Tunnel und Verkehrsanlagen e. V.) veranstaltet, moderiert von STUVA-Geschäftsführer Dr.-Ing. Roland Leucker. Knapp 100 Teilnehmer besuchten das erste Forum zum Thema „BIM – Ein Mehrwert für den Tunnelbau?“ im CityCube. Im Forum wurde diskutiert, wie diese Planungsmethode unter den besonderen Randbedingungen des unterirdischen Bauens sinnvoll eingesetzt werden kann.

Laut Dr.-Ing. Peter-Michael Mayer, Bereichsleiter Tunnelbau bei der Ed. Züblin AG, sollte ein BIM-Modell bereits in der Entwurfs- und Genehmigungsplanung vom Auftraggeber erstellt werden und nicht erst vom ausführenden Unternehmer. Ein paralleles oder nachträgliches digitales Modellieren neben einer 2D-Planung bezeichnete Dipl.-Ing. Dirk Schaper, Geschäftsführer der Hochtief Vicon GmbH als „BIM-Spielen“. Nur wenn BIM in die Planung voll integriert werde, lohne sich der zusätzliche Aufwand, so Schaper. Dieser Mehraufwand in der Entwurfsphase liegt laut Dipl.-Ing. Marko Žibert (Head of Tunnelling and Geotechnics, Partner, ELEA iC d.o.o. Civil Engineering and Consulting) in einem Bereich von 20 bis 30 Prozent.

BIM kann man nicht auf einmal implementieren, sondern nur Schritt für Schritt, angefangen bei der „little closed BIM“-Anwendung bis hin zum „big open BIM“, was letztendlich das große Ziel sei, so Žibert. Für die verschiedenen Disziplinen des Tunnelbaus erhofft er sich durch die BIM-Anwendung eine Koordination, die Inkonsistenzen schon in der Planung auflösen kann. BIM könne hier zudem helfen, internationale Standards zu schaffen, die dem Tunnelbau noch fehlen.

Die BIM-Pilotprojekte der Deutschen Bahn sieht Dipl.-Ing (ETH) Heinz Ehrbar, Leiter Management Großprojekte bei der DB Netz AG, als „Riesenchance“ um Know-How aufzubauen und die Grundlagen für die BIM-Anwendung in Deutschland zu legen. In einem Zeitraum von fünf Jahren könne er sich gut vorstellen, technologisch mit an der Spitze zu sein – wobei derzeitig die Anwendung von BIM im Vereinigten Königreich noch immer als das Paradebeispiel gelte.

Die Expertenrunde war sich darin einig, dass auch BIM nicht als Allheilmittel herhalten kann und weder schlechte Verträge noch konfliktbeladene Partnerschaften automatisch harmonisieren kann. Auch wenn BIM im Tunnelbau noch in der Entwicklungsphase stecke, ist sich Heinz Ehrbar sicher, dass diese Entwicklung sogar „schneller vorangetrieben wird, als wir das jetzt glauben“. Dass BIM zukünftig eine entscheidende Rolle im Tunnelbau spielt, wurde grundsätzlich nicht mehr in Frage gestellt.

 

Sicherheit in unterirdischen Bahnhöfen

Das zweite Tunnel Forum am 22. September widmete sich der Frage „Unterirdische Bahnhöfe – Ein besonderes Sicherheitsrisiko?“. Zusätzlich zur betrieblich-technischen Sicherheit („Safety“) ist dabei in den vergangenen Jahrzehnten auch die persönliche Sicherheit („Security“) immer mehr in den Vordergrund gerückt. Die aktuellen Entwicklungen auf diesem Gebiet wurden ebenso erörtert wie die gestalterischen Möglichkeiten, die bei Neubauten oder Sanierungen von Bahnhöfen bereits zur Verfügung stehen.

Bei der Frage, was denn einen unterirdischen Bahnhof eigentlich unsicher mache, erklärte Roland Leucker, müsse man zwischen realer und gefühlter Sicherheit unterscheiden. Neben Einflussfaktoren wie Präsenz von Personal und Polizei sowie technischen Einrichtungen wie Videoüberwachung und Notrufstationen, habe auch die Architektur der Station einen Einfluss, der nicht zu unterschätzen sei. Han Admiraal, Vorsitzender des „ITA Committee on Underground Space“ (ITACUS) wies auf die psychologischen Aspekte einer offenen Architektur hin, die in sichtbarer Verbindung mit der Oberfläche steht. Eine drückende, geschlossene Atmosphäre sei ein entscheidender Einflussfaktor, der die Menschen von der Nutzung unterirdischer Transportsysteme abhalten könne, einfach aus dem subjektiven Gefühl der Unsicherheit heraus. Neben der Beleuchtung und der Klimaregelung seien auch optimierte Orientierungshilfen notwendig: „Wer nicht weiß, wohin er gehen soll, wird sich unwohl fühlen“, so Admiraal einfach und einleuchtend

Neben der Vorstellung der modernen technischen Sicherheitseinrichtungen der U-Bahnen in Berlin (Dr. Carsten Jacobsen, Mitglied der Bereichsleitung, Berliner Verkehrsbetriebe) und im französischen Lyon (Dr. Eric Premat, Deputy Head, CETU) präsentierte Dipl.-Ing. Jochen Schuh (netzwerkarchitekten, Darmstadt) beispielhafte Gestaltungen von sechs U-Bahn-Stationen der Wehrhahnlinie in Düsseldorf, in denen, so Schuh, psychologischen Sicherheitsaspekten mit Design und Kunst begegnet wird.

Marvin Klostermeier, Redakteur/Editor tunnel

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