Schweiz

Gotthard-Achse im Fokus

Die Arbeiten an der neuen Gotthard-Linie befinden sich im Zeitplan. Das Jahr 2008 wird sowohl vom Bundesamt für Verkehr als Besteller als auch von der NEAT-Aufsichtsdelegation der Eidgenössischen Räte als ein sehr erfolgreiches Jahr beurteilt. Nebst den erzielten Fortschritten bei den Bauarbeiten führen vor allem auch die seit dem Herbst 2008 klar definierten neuen politischen Randbedingungen zu dieser Beurteilung. Einer Eröffnung des Gotthard-Basistunnels 2017 und des Ceneri-Basistunnels 2019 steht aus heutiger Sicht nichts im Weg.

Seit dem 16. September 2008 ist der vom Parlament verabschiedete neue NEAT-Gesamtkredit in Kraft, welcher unter anderem die Finanzierung des Gotthard-Basistunnels, des Ceneri-Basistunnels und der zugehörigen übertägigen Neubaustrecken sicherstellt. Dank eines umfassenden, systematischen Risikomanagements konnte in der Frage der mutmaßlichen End-kosten und der verbleibenden Risiken Einigkeit zwischen dem Besteller und der AlpTransit Gotthard AG als Erstellerin gefunden werden.
Die vereinbarten übergeordneten Kosten- und Terminziele sind als sogenannte Fokusziele die Richtschnur für alle Projektbeteiligten, auch im Tagesgeschäft (Bild 1).

Gotthard-Basistunnel
Nachdem im Jahr 2007 nur 4.901 m Tunnelröhren erstellt wurden, waren es im Jahr 2008 total 16.958 m. Diese markante Steigerung ist auf die Leistungsvortriebe im Teilabschnitt Erstfeld und die dank günstigerer Baugrund-verhältnisse erheblich verbesserten Vortriebsleistungen im Teilabschnitt Faido zurückzuführen.
Eine noch bessere Leistung wurde dadurch verhindert, dass im Teilabschnitt Sedrun ab Mai 2008 bis zum Jahresende eine ausgedehnte Störzone angefahren wurde. Deshalb konnten in der Ost-röhre nur noch 126 m Tunnel vorgetrieben werden, was etwa der Leistung eines Monats bei ungestörten Verhältnissen entspricht. Nachfolgend werden die Vortriebsarbeiten der einzelnen Teilabschnitte genauer beschrieben.
Am Gotthard-Basistunnel wurden bis zum 1. April 2009 129,3 km Tunnel, Stollen und Schächte ausgebrochen. Damit sind 84 % des Gesamtaus-bruchs von 153,3 km getätigt.
Nebst den Vortriebsarbeiten laufen die Betonarbeiten für das Innengewölbe programmgemäß. Die Einspurröhren in den Teilabschnitten Amsteg und Bodio sind praktisch fertig gestellt. Ab Ende 2009 sollen diese Bauobjekte in die Obhut des nachfolgenden Bahntech-nikunternehmers übergehen (Bild    2). Der Bahntechnikeinbau kann jedoch nur dann einwandfrei erfolgen, wenn auch die sogenannte Rohbau-Ausrüstung des Tunnels vorgängig montiert ist. Dabei handelt es sich um Elemente wie Türen und Tore (Bild 3), Lüftungs-einrichtungen, Doppelböden etc. Der Einbau dieser Elemente startete in den Teilabschnitten Bodio und Amsteg im Herbst 2008 und beginnt in Kürze im Teilabschnitt Sedrun (Bild 4).

Ceneri-Basistunnel
Am Ceneri-Basistunnel laufen die Bauarbeiten mittlerweile an allen 3 Hauptarbeits-stellen, nämlich am Südportal in Vezia, beim Zwischenangriff in Sigirino und am Nordportal in Vigana. Alle 3 Baustellen weisen spezielle Herausforde-ungen auf. Das Südportal ist eingezwängt in eine bebaute und empfindliche Umgebung in den Vororten von Lugano. Zudem wird ein Straßentunnel mit wenigen Metern Überdeckung überquert.
In Sigirino ist der Zugangs-stollen vollständig ausgebrochen. Im Hinblick auf die Hauptvortriebe, welche ab 2010 vom Fußpunkt des Stollens aus in nördlicher und in südlicher Richtung starten sollen, werden derzeit die notwendigen Kavernen für die untertägigen Installationen ausgebrochen. Im Weiteren befinden sich hier die Anlagen für Logistik, Materialaufbereitung sowie -ablagerung im Aufbau.
Am Nordportal haben die Arbeiten zur Unterquerung der Autobahn A2 begonnen. Auch hier handelt es sich um äusserst anspruchsvolle Arbeiten, da eine beim Autobahnbau erstellte Schüttung mit wenigen Metern Überdeckung bergmännisch durchfahren werden muss (Bild 5).

Termine
Die Inbetriebsetzung des Gotthard-Basistunnels wird per Ende 2017 prognostiziert. Ende 2006 und Ende 2008 hat die AlpTransit Gotthard AG die Szenarien des Hauptdurch-schlags am Gotthard-Basis-tunnel von der Ingenieurge-meinschaft Gotthard-Basistunnel Süd eingehend analysieren lassen (Bild 6).
Dank dem Wegfall erheblicher Restrisiken aus dem Baugrund hat sich die Prognosegenauigkeit per Ende 2008 erheblich erhöht. Per Ende 2006 wurde der Hauptdurchschlag auf August 2011 bei km 128,9 prognostiziert. Die Prognosebandbreite betrug ca. +/–2,2 km in der Distanz und –18 bzw. +32 Monate bezogen auf den Durchschlagszeitpunkt.
Die Studie per Ende 2008 prognostiziert den letzten Durchschlag per Februar 2011 bei km 127,5, also rd. 1,4 km weiter nördlich als vor 2 Jahren ermittelt. Die Streubreite schrumpfte auf –0,7/+1,4 km in der Distanz und auf -–4/+9 Monate bezogen auf den Termin (Bild 7).
Ursache für diese Verschiebungen sind die aktualisierte Beurteilung der Baugrundrisiken, aber auch Bestellungsänderungen im Teilabschnitt Faido, welche zu einer Beschleunigung des TBM-Vortriebs führen (Reduktion der Voraussondierungsmaßnahmen in der zeitkritischen zweiten Tunnelröhre).
Am Ceneri-Basistunnel sollen die Hauptarbeiten im Som-mer 2009 vergeben werden um mit den Vortriebsarbeiten ab Mitte 2010 zu starten. Die Inbetriebsetzung ist per Ende 2019 prognostiziert.

Kosten
Die Kosten- und Risikosituation wird von der AlpTransit Gotthard AG quartalsweise über die ganze Achse beurteilt. Die mutmaßlichen Projekt-kosten beliefen sich im Sommer 2007 auf Basis einer umfassenden Neubeurteilung auf CHF 11,8 Mrd. (Achse Gotthard, Preisbasis 1998). Die Summe der quantifizierten Risiken betrug 2,7 Mrd. CHF.
Per Ende 2008 wurden die mutmaßlichen Endkosten auf ca. 11,9 Mrd. CHF geschätzt. Die quantifizierten Risiken konnten wegen des Wegfalls erheblicher Baugrundrisiken mittlerweile um 0,3 Mrd. CHF auf 2,4 Mrd. CHF reduziert werden (Bild 8).

Vollständiger Bericht auch als PDF-Download

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 08/2012 Schweiz

Zweite Röhre für den Gotthard-Straßentunnel

Nach sorgfältiger Prüfung ist der Bundesrat zum Schluss gekommen, dass der Bau einer zweiten Tunnelröhre für den aufgrund seines Alters umfassend zu sanierenden Gotthard-Straßentunnel mit...

mehr
Ausgabe 04/2011

Ceneri-Basistunnel: Stand der Arbeiten

1 Einleitung Der Ceneri-Basistunnel durchquert den Monte Ceneri auf einer Länge von 15,4 km. Die Überlagerungen betragen bis zu 800 m. Die Linienführung berücksichtigt die geologischen und...

mehr
Ausgabe 04/2010 Schweiz

Gotthard-Achse – Sachstand März 2010

Der Vorsitzende der Ge- schäftsleitung der AlpTransit Gotthard AG Renzo Simoni berichtete am 31. März 2010 anlässlich der Premiere zum AlpTransit-Jahresfilm 2009 (Kasten) über den...

mehr
Ausgabe 04/2010

Ceneri-Basistunnel

Bedeutung des Ceneri-Basistunnels Die Rampen der heutigen Bahnstrecke am Ceneri weisen Steigungen von bis zu 26‰ auf. Bei einem Verzicht auf den Bau des Ceneri-Basistunnels wären für den...

mehr
Ausgabe 02/2016 Schweiz

Gotthard-Straßentunnel: „Ja“ zur zweiten Röhre

In der Schweiz hat am 28. Februar 2016 eine Volksabstimmung ein knappes Votum zugunsten des Baus einer zweiten Röhre für den Gotthard-Straßentunnel ergeben, der Göschenen im Kanton Uri mit Ariolo...

mehr