Österreich/Slowenien

Karawankentunnel: ASFINAG startet Neubau der zweiten Röhre

Mit dem feierlichen Tunnelanschlag startete die ASFINAG am 18. September 2018 den Vollausbau des Karawankentunnels auf der A 11 Karawanken Autobahn. Mit diesem von der EU kofinanzierten Neubau ist der Gegenverkehrsbereich auf der wichtigen Nord-Süd-Verbindung zwischen Österreich und Slowenien bald Vergangenheit. Das bringt nicht nur mehr Verkehrssicherheit, sondern bedeutet auch eine spürbare Entlastung für die vor allem im Sommer stark frequentierte Strecke. Außerhalb der Reisezeit nutzen täglich etwa 10 000 Fahrzeuge die A 11 Karawanken Autobahn, in den Sommermonaten steigt die Zahl aber auf mehr als 30 000 Fahrzeuge pro Tag. Staus sind aufgrund der beschränkten Kapazität einer Tunnelröhre daher unausweichlich.

In den kommenden knapp fünf Jahren wird von beiden Seiten aus die zweite, fast 8 km lange Tunnelröhre ausgebrochen. Der Tunneldurchschlag soll 2022 erfolgen, im Anschluss folgen der Innenausbau sowie die Ausstattung mit den modernsten Sicherheitseinrichtungen. Nach Sanierung der 1991 eröffneten Bestandsröhre – voraussichtlich von Frühjahr 2024 bis Anfang 2026 – wird die Strecke voll ausgebaut sein.

Bereits 2015 begann die ASFINAG mit den Vorbereitungsarbeiten beim Nordportal. So wurde bis Herbst 2017 die Zulaufstrecke zum Tunnelportal inklusive einer 350 m langen Brücke errichtet. Die Ausschreibung für die Tunnelarbeiten erfolgte gemeinsam mit dem slowenischen Autobahnbetreiber DARS Ende 2017. Nach einer umfangreichen Angebotsprüfung konnte die ASFINAG schließlich im August 2018 den Auftrag an die österreichische ARGE Swietelsky Tunnelbau GmbH & Co KG und Swietelsky Baugesellschaft m.b.H. vergeben.

 

4,4 km Sprengvortrieb durch den Berg

Ab sofort beginnt die ARGE Swietelsky Tunnelbau und Bau GmbH, mit dem Bau der neuen Röhre. Bis Ende 2021 werden die österreichischen 4,4 km im Spreng- und Baggervortrieb aus dem Berg herausgebrochen sein. 1,44 Millionen t Gestein werden dabei anfallen. Die zusätzlichen Fluchtwege (Querstollen) alle 350 m werden parallel zum Tunnelvortrieb errichtet. Von slowenischer Seite wird mit dem Tunneldurchschlag Mitte 2022 gerechnet.

 

Der Zeitplan bis zur Verkehrsfreigabe

Im Anschluss beginnt der Innenausbau mit der Errichtung der Tunnelinnenschale und der Fahrbahn, ab 2023 startet die Ausstattung mit allen Sicherheitseinrichtungen. Die Freigabe der Neubauröhre für den Verkehr ist für Februar 2024 vorgesehen. Unmittelbar danach beginnen bereits die Sanierungsarbeiten an der Bestandsröhre. Die ASFINAG hat in dieser seit 2006 bereits zahlreiche Verbesserungen umgesetzt, sodass der Sanierungsaufwand gering ist. Auf slowenischer Seite muss jedoch tiefgreifender und damit zeitaufwändiger erneuert werden. Die Gesamtverkehrsfreigabe ist nach heutigem Stand Anfang 2026 geplant.

 

Verzögerung auf slowenischer Seite

„Es freut uns, dass Sie auf österreichischer Seite bereits mit den Arbeiten begonnen haben“, erklärte Tomaz Vidic, Vorstandsdirektor des slowenischen Projektpartners DARS. „Bis zur Veröffentlichung der Ausschreibung waren wir abgestimmt. Leider haben auf slowenischer Seite gegen die Zuschlagsentscheidung drei Bieter Einspruch erhoben, und somit kann der Weg bis zur Rechtskraft der Entscheidung noch lang sein. Wir werden alles tun, was in unserer Macht ist, dass auch auf slowenischer Seite mit den Arbeiten sobald wie möglich begonnen werden kann.“

 

Sicherheits-Premiumausstattung

Der ab Anfang 2026 neue Tunnel wird in Sachen Ausstattung, insbesondere hinsichtlich Sicherheitsausrüstung, auf dem technischen Letztstand sein. Zusätzlich wird der Tunnel mit einer Sicherheits-Premiumausstattung ausgestattet, die im Fall einer Störung (etwa durch einen Unfall in einer Tunnelröhre) ein Umschalten auf temporären Gegenverkehr innerhalb weniger Minuten ermöglicht. Im Vorportalbereich werden Mittelstreifenüberfahrt-Leitsysteme (MÜLS) installiert. Dabei handelt es sich um automatisch verschwenkbare Betonleitwände, durch die der Verkehr auf die „Gegenseite“ geleitet werden kann. Jede Tunnelröhre muss daher auf diesen möglichen Gegenverkehr hin ausgestattet sein – von der Lüftung bis zu Verkehrszeichen.

 

Tunnel wurde im 3D-Modell geplant

Bei diesem Neubau setzt die ASFINAG auch auf Digitalisierung. Beim BIM, dem Building Information Modeling, sind alle relevanten Bauwerksdaten in einem 3D-Modell digital erfasst. Damit ist jederzeit sofort nachvollziehbar, wer zum Beispiel Leuchten verbaut hat oder wo Kabel gezogen wurden und auch wie der Beton beschaffen ist. Bei Planung und Bau bringt BIM somit höchste Transparenz und für alle Wartungsarbeiten oder auch die Sanierung nach einigen Jahren enorme Vorteile bei der Bestandserhaltung.

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