STUVA-Tagung 2019 setzt neue Maßstäbe

Die STUVA-Tagung hat vom 26. bis 28.11.2019 in Frankfurt am Main eindrücklich gezeigt, warum sie als die wichtigste Veranstaltung ihrer Art weltweit gilt: Mehr als 2000 registrierte Tagungsteilnehmer und somit ein neuer Besucherrekord bei der STUVA-Tagung, über 60 Fachvorträge in zwei parallelen Sessions, rund 200 Aussteller, die auf der 7000 m² großen STUVA-Expo ihre Dienstleistungen und neuesten Produkte vorstellten. Insgesamt waren 3800 Fachleute vor Ort – ein internationales Fachpublikum, das Seinesgleichen sucht.

Am Puls der Zeit: Das ist die STUVA-Tagung

Die intensive Atmosphäre der STUVA 2019 war bereits während der Eröffnungsreden deutlich spürbar. Im bis zum letzten Platz besetzten großen Vortragssaal der Frankfurter Messe begrüßte als erster der Vorsitzende des STUVA-Vorstandes Univ.-Prof. Dr.-Ing. Martin Ziegler die Tagungsteilnehmer. Er wies nachdrücklich auf die besonderen Chancen und großen Anforderungen der anstehenden ökologischen Verkehrswende für Ingenieure im Tunnelbau und in der gesamten Verkehrsbranche hin. Für die Verkehrsprojekte der Zukunft sieht Ziegler die Branche gut gerüstet. Jetzt aber sei „die Politik gefordert, geeignete und an der Sache orientierte Rahmenbedingungen zu schaffen, die über den nächsten Wahltermin hinaus Bestand haben“. In eine ganz ähnliche Richtung zielte das anschließende Grußwort von Professor Knut Ringat, der die STUVA-Tagungsteilnehmer im Namen der Region Frankfurt/Rhein-Main begrüßte. Er sieht die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur als drängendste Herausforderung unserer Gesellschaft an und wies auf die besondere Bedeutung des ÖPNV und die zahlreichen laufenden Ausbaumaßnahmen der Infrastruktur in der Region Frankfurt/Rhein-Main hin. Grundübel seien seiner Ansicht nach die viel zu langen Planungs- und Genehmigungszeiten für Infrastrukturprojekte.
Das nächste Grußwort kam von Jens Deutschendorf, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen. Er hob die zunehmende Bedeutung des Tunnelbaus für die Verkehrsinfrastruktur hervor: „Tunnel verbrauchen weniger Fläche, sie zerschneiden keine Biotope, und sie verursachen auch weniger Lärm als Straßen und Schiene unter freiem Himmel. Ohne solche Bauwerke ließen sich in hochverdichteten und -beanspruchten Räumen kaum noch Verkehrsprojekte verwirklichen“, zeigte sich Deutschendorf überzeugt.

STUVA-Preis 2019 für Felix Amberg

Für sein bisheriges Lebenswerk wurde der Präsident der Schweizer Amberg Group, Dipl.-Ing. ETH Felix Amberg, mit dem renommierten STUVA-Preis ausgezeichnet. Entscheidend für die Preisverleihung war der Jury, dass Felix Amberg immer die Nutzung des unterirdischen Raums vorantreibt, ohne dabei nur auf seinen eigenen Geschäftserfolg zu blicken. Als Würdigung für das bereits Geleistete und als kleiner Ansporn für die Zukunft verdient er nach Ansicht der Jury den diesjährigen STUVA-Preis.

Bemerkenswerter Eröffnungsbeitrag von Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder

Mucksmäuschenstill war es, als der deutsche Bundeskanzler a. D.
Dr. h.c. mult. Gerhard Schröder (Bild 1) ans Rednerpult trat, um seine Gedanken zum Thema „Politische und wirtschaftliche Perspektiven in Deutschland und Europa“ vorzutragen. Als bekannt guter Redner fiel es ihm leicht, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen und den Blick für das Große und Ganze zu öffnen. Er betonte die Notwendigkeit, die heimische Infrastruktur „wieder auf Vordermann zu bringen“. Zudem forderte er, Deutschland müsse sich endlich zu seiner Verantwortung als ökonomische Führungsmacht bekennen und gemeinsam mit Frankreich für Europa eintreten. Ein starkes Europa sei nicht nur die richtige Antwort auf US-Präsident Trumps „America First“-Rhetorik, sondern helfe auch im Wettbewerb beispielsweise mit China, das gerade auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz beeindruckend vorangekommen sei. Deutschland müsse in das investieren, was für die Zukunft wichtig ist.

Parallele Vorträge für Tunnelbau
und Tunnelbetrieb

Derart eingestimmt durch Eröffnungsreden und STUVA-Preisverleihung konnte anschließend die „eigentliche“ Tagung beginnen (Bild 2). Schlag auf Schlag folgten den ganzen Dienstag und Mittwoch über 60 Einzelvorträge in den beiden parallelen Sessions zu Tunnelbau und Tunnelbetrieb. Erfahrungen aus
internationalen Großprojekten, die Neuerungen in der Tunnelvortriebstechnik, Tunnelausbau und Abdichtung, Betriebssicherheit, Brandschutz, Energieversorgung und Building Information Modeling wurden präsentiert sowie viele weitere Vorträge zu den unterschiedlichsten zentralen Themen der Branche. In der letzten Session der STUVA-Tagung, dem sogenannten „Heimatblock“, drehte sich traditionell alles um Bauvorhaben und Besonderheiten des aktuellen Tagungsortes.

Vortragswettbewerb Junges Forum

Der späte Nachmittag des ersten Veranstaltungstages gehörte dem Nachwuchs unter den Ingenieuren. Im Rahmen des Jungen Forums traten Nachwuchskräfte mit Vorträgen zu Themen aus ihrer noch jungen Karriere gegeneinander an. Sämtliche Tagungsteilnehmer waren dazu aufgerufen in geheimer Wahl die beste Präsentation zu bestimmen. Den STUVA-Nachwuchspreis entschied Ivan Popovic, M. Sc. von der ZPP AG knapp für sich. Sein Vortrag „Neue Trennmethode für gebrauchte Bentonitsuspensionen: Feinkornabtrennung mittels Elektroagulation – Laborversuche, Prototyp, Baustellenimplementierung“ konnte die meisten Stimmen für sich verbuchen. Der diesjährige STUVA-Nachwuchspreis beinhaltet eine Reise zu den außergewöhnlichen Tunnel-Baustellen des Megaprojekts Wasserkraftwerk Alto Maipo in Chile. Aber auch die Zweitplatzierte des Jungen Forums, Alena Conrads, M. Sc. von Wayss & Freytag Ingenieurbau AG, ging nicht leer aus. Sie wurde mit dem von der InnoTrans, Berlin gestifteten und zum ersten Mal vergebenen InnoTrans Career Award für ihren Beitrag „Wartungsplanung für Abbauwerkzeuge beim Schildvortrieb unter Berücksichtigung der Unsicherheiten bei der Verschleißprognose – Prozesssimulation, Sensitivitätsanalysen, Optimierungen“ ausgezeichnet. Die STUVA gratuliert den Preisträgern sehr herzlich. 

STUVA-Expo auf 7000 m² Ausstellungsfläche

Was vor Jahrzehnten mit einigen wenigen Ständen begann, hat sich zu einer der größten Fachmessen für Dienstleister und Hersteller von Tunnelbautechnik entwickelt. Unternehmen aus dem Bereich Tunnelbau und -betrieb finden als Aussteller bei der STUVA-Tagung ihre Zielgruppe, hat doch die STUVA ein wirklich sachverständiges Publikum mit einer hohen Entscheiderdichte zu bieten, wie es sonst wohl nur schwerlich auf ähnlichen Veranstaltungen anzutreffen ist. Für die Tagungsteilnehmer ist diese Leistungsschau der Branche die ideale Ergänzung zu den vielen hochkarätigen Vorträgen. Darüber hinaus sind rund 850 Fachbesucher der Einladung zum kostenlosen Besuch der STUVA-Expo gefolgt. Die rund 200 Aussteller konnten sich also über leere Stände oder fehlende Kundenkontakte nicht beklagen (Bild 3).

Stimmungsvoller Festabend

Der traditionelle Festabend am ersten Tag der STUVA-Tagung hat sich in den letzten Jahren zu einem der absoluten Highlights
der Veranstaltung entwickelt (Bild 4). Mit 1500 Sitzplätzen war der gebuchte Festsaal deutlich größer als in den Vorjahren, und doch waren bereits Wochen vor der Tagung alle Karten vergriffen. Entsprechend groß war der Andrang schon beim einleitenden Sektempfang, der auch in diesem Jahr wieder von der Firma TPH-Bausysteme gesponsert worden war. Wie in den vergangenen Jahren zeigte sich, dass die entspannte Atmosphäre auf dem Festabend die ideale Gelegenheit bietet, sich mit alten Bekannten auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Die „Keller-Bar“ des Sponsors Keller Grundbau sorgte für Freibier bis in die Nacht.

Handverlesene Exkursionen am Abschlusstag

An den Heimatblock des Vortages anknüpfend, standen am dritten Tag für die Tagungsteilnehmer kostenlose technische Fachbesichtigungen an. In diesem Jahr standen Besichtigung des Frankfurter Flughafens, der Verkehrsleitzentrale Hessen, des Rettungs- und Trainings-Center der Feuerwehr Frankfurt, der Frankfurter Stadtbahnzentralwerkstatt und der Baustelle der neuen Schiersteiner Brücke zur Auswahl. Unumstrittene Highlights waren aber dieses Mal die Exkursionen zur Teilchenbeschleunigeranlage FAIR nach Darmstadt und zur TVM-Baustelle des U5-Projekts Europaviertel in Frankfurt. Die Projektverantwortlichen der beiden Baustellen der Firma Porr haben es sich nicht nehmen lassen, die Teilnehmer persönlich über die Baustelle bzw. auch bis in die Vortriebsmaschine zu führen und keine Fachfrage unbeantwortet zu lassen.

Auf Wiedersehen in Karlsruhe zur STUVA 2021

Obwohl wie immer alles viel zu schnell wieder vorbei war und die STUVA-Tagung ja nur alle zwei Jahre stattfindet: Nach der STUVA-Tagung ist vor der STUVA-Tagung! Und so steht auch schon der Veranstaltungsort für die STUVA 2021 fest. In zwei Jahren gibt es ein Wiedersehen in Karlsruhe. Wir von der STUVA setzen alles daran, die Zeit bis dahin gut zu nutzen und wieder eine Tagung vorzubereiten, die in dieser Form einmalig ist. Versprochen!

STUVA-YEP – das „Forum for Young Engineering Professionals“ auf der STUVATagung 2019

Mit über 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus ganz Deutschland fand die Mitgliederversammlung von STUVA-YEP mit anschließendem Get-together im Vorfeld zur STUVA-Tagung 2019 in Frankfurt a. M. sehr guten Zuspruch. Zu Beginn der Veranstaltung gab die bisherige Sprecherin Alena Conrads einen Überblick über die ersten zwei Jahre von STUVA-YEP. Neben einem Workshop zur Digitalisierung im Tunnelbau an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) gab es bereits zwei Baustellenexkursionen inklusive kurzer Vortragsreihen in Frankfurt a. M. und in Stuttgart. Des Weiteren wurden die Ziele von STUVA-YEP auch den Neuankömmlingen vorgestellt. So wird STUVA-YEP nicht nur deutschlandweit aktiv sein, sondern sich auch mit jungen, internationalen Foren vernetzen. Auf dem World Tunnel Congress (WTC) 2019 in Neapel wurden bereits erste Kontakte zu den Young Members anderer Nationen geknüpft. Weitere internationale Treffen zur Vernetzung der jungen Ingenieurinnen und Ingenieure sind bereits geplant.
Anschließend folgte die Neuwahl des Steering Committees von STUVA-YEP. Nach einer Vorstellung der 16 Bewerberinnen
und Bewerber sowie der anschließenden Stimmenauszählung standen die acht neuen Mitglieder des Steering Commitees fest. Zu Sprecherinnen des Committees wurden Anna Zehlicke und Franziska Hebach ernannt. Die übrigen acht Bewerberinnen und Bewerber werden das Committee auch ohne feste Position in den kommenden zwei Jahren tatkräftig unterstützen.
Das neue Steering Committee besteht aus folgenden Personen: Marius Schröer (RUB), Julia Nass und Christian Rhein (als Vertreter der STUVA ohne Wahlperiode), Sascha Freimann (RUB), Anna Zehlicke (Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft mbH), Tim Lorenz (DB PSU), Annika Jodehl (RUB), Anna-Lena Hammer (RUB), Henrik Wahl (RUB), Franziska Hebach (Porr GmbH & Co. KGaA)
Im Anschluss an die Wahl folgte das traditionelle „STUVA-YEP-Sonnenbrillen-Gruppenfoto“ (Bild 5). Bei einem gemeinsamen Abendessen in entspannter Atmosphäre ließen die jungen Ingenieurinnen und Ingenieure den Abend auf Einladung der STUVA ausklingen.
Am kommenden Tag war STUVA-YEP zum ersten Mal mit einem eigenen Messestand auf der STUVA-Expo vertreten. Der Stand diente nicht nur als eigene Werbeplattform, sondern war ebenfalls eine zentrale Anlaufstelle und wichtiger Treffpunkt für alle jungen Tunnelbauerinnen und Tunnelbauer. So konnten sich interessierte Ingenieurinnen und Ingenieure nicht nur über die bisherige Arbeit und zukünftigen Pläne von STUVA-YEP informieren, sondern knüpften zugleich neue, interessante Kontakte oder trafen sich mit bekannten STUVA-YEPs aus vorangegangen Veranstaltungen. An den zwei Messetagen konnten so über 70 weitere Jungingenieurinnen und -ingenieure für die Idee von STUVA-YEP begeistert werden.
An dieser Stelle noch einmal einen herzlichen Dank an alle Helferinnen und Helfer für die hilfreiche Unterstützung auf der Messe sowie bei Vor- und Nachbereitung des Standes.
Ein Großteil der Referierenden des „Jungen Forums“ war Teil von STUVA-YEP. Beim anschließenden Meet and Greet am Messestand konnten sich interessierte Besucher mit den vier Vortragenden über die Vortragsthemen Wartungsplanung für Abbauwerkzeuge beim Schildvortrieb, Materialkonzepte für Ringspaltmörtel, eine neue Trennmethode für gebrauchte Bentonitsuspensionen oder einem neuen Prozessmodell zur Erhöhung der Verfügbarkeit einer Rohrvortriebsmaschine fachlich austauschen und Fragen stellen.
Fazit von STUVA-YEP zur STUVA-Tagung 2019: Ein voller Erfolg! Zahlreiche neue Mitglieder wurden gewonnen – mittlerweile sind es über 300, eine erfolgreiche Neuwahl des Steering-Committees, zahlreiche interessante Kontakte; es gibt viele neue Ideen, aber auch Herausforderungen für die kommenden zwei Jahre.
(Bericht „STUVA-YEP“ von Marius Schröer)

STUVA-YEP

 
The STUVA forum for Young Engineering Professionals was founded in December 2017 at the Ruhr University, Bochum. The aim of the forum is to network young engineers, further the exchange of information from research and practice and provide international representation for young engineers working in Germany. Further information about the forum can be found on the home page yep.stuva.de.
 
Das STUVA-Forum for Young Engineering Professionals wurde im Dezember 2017 an der Ruhr-Universität Bochum gegründet. Ziel des Forums ist es, junge Ingenieurinnen und Ingenieure zu vernetzen, den Wissensaustausch von Forschung und Praxis zu fördern und eine internationale Vertretung der in Deutschland beschäftigten jungen Ingenieurinnen und Ingenieure zu schaffen. Nähere Informationen über das Forum sind auf der Homepage yep.stuva.de zu finden.
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