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GBT: Ausrüstung der Querschläge mit Doppelboden

Die beiden eingleisigen Röhren des 57  km langen Gotthard-Basistunnels werden durch
178 Querschläge miteinander verbunden; sie dienen als technische Räume der Bahntechnik und im Notfall als Fluchtwege von einer Tunnelröhre in die andere. Die Querschläge erhalten wegen der Nutzung durch die Bahntechnik neuerdings einen Doppelboden.

Rohbau-Ausrüstung
Bevor man mit der bahntechnischen Ausrüstung des Gotthard-Basistunnels beginnen kann, müssen die Anlagen der Rohbau-Ausrüstung eingebaut werden. Sie dienen der Gewährleistung der Personen- und Betriebssicherheit und der Sicherstellung einer einheitlichen und erhaltungsfreundlichen Lösung über die gesamte Gotthard-Achse. Zur Ausrüstung der Querschläge mit 330  m Abstand voneinander gehören
– die Schotten (Schiebetüren) als Abschluss zu den beiden Tunnelröhren,
– die Doppelböden und
– die Lüftung in den Quer-schlägen (Bild 1).

Doppelboden
Der Doppelboden besteht aus abnehmbaren Bodenplatten auf einer Tragkonstruktion mit Stützen, die auf der Ortbetonsohle des Querschlags stehen. Die entsprechend dem Tunnelvortrieb im Sprengvortrieb ausgebrochenen Querschläge mit Ortbetoninnenschale haben im Tunnelabschnitt Bodio eine bis 3,20 m breite und rd. 28  m lange Betonsohle. Nach dem Ausbau soll die Höhe zwischen Oberkante Dop-pelboden und dem Gewölbescheitel 3,32  m betragen. 


Anforderungen
Die technischen Anforderungen an die Baustoffe und die Tragkonstruktion des Doppelbodens sind hoch – besonders hinsichtlich
– des im Tunnel zu erwartenden Klimas mit Temperaturschwankungen von –20 bis +40  °C und einer mittleren Luftfeuchtigkeit von 70  %,
– der Tragfähigkeit von 6  kN Nenn- und 10 bis 12  kN/m2 Flächenlast sowie Sog- und Druckschlägen von ±10  kPa (Bild 2),
– des Schutzes vor korrosionsgefährlichen Luftgemischen (Eisenstaub aus dem Abrieb der Räder von Lokomotiven, Wagen und Schienen sowie Kupferstaub von den Fahrleitungen) und
– des Brandschutzes.

Technische Umsetzung
Alle Stahlteile wie Unter-konstruktion des Doppelbodens, Verschraubungen, Abstandshalterungen, Befestigungen usw. müssen korrosionsgeschützt ausgeführt werden; so besteht die Unterkonstruktion des Bodens wegen der höheren Lebenserwartung aus Edelstahl. Die Stützen der Unterbodenkonstruktion sind in der Regel 40  cm lang und haben 1,20  m Abstand in Längs- und 0,60  m in Querrichtung; sie bestehen wie die Randwinkel aus Stahl 1.4403. Alle Bauteile der Unterkonstruktion wie Randwinkel, Stützen, Längs- und Querträger sind miteinander verschraubt.
Die gesamten Niederspan-nungs- und Schwachstromeinrichtungen werden durch die Bahntechnik in die Querschläge eingebaut; dazu gehören Schaltschränke – u. a. auch für die Schließanlagen der Schot-tungen (Schiebetore) und für die Klimaanlagen –, die von Spezialfirmen geliefert und montiert werden.
Um die Arbeiten in den Querschlägen zu erleichtern, haben die Bodenplatten (Bild 2) der Doppelbodenkonstruktion
– ein Rastermaß von 60  x 60  cm und
– ein  geringes Gewicht (rd. 32  kg),
denn sie sind nur 5  cm dick, bestehen aus glasfaserbewehrtem Leichtbeton hoher Festigkeit und sind widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit und Tempera-turschwankungen; sie erfüllen auch die Anforderungen des  Brandschutzes (Klasse A1: nicht brennbar). Da die Querschläge auch als Fluchtwege genutzt werden, muss für alle Bauteile schwer entflammbares Material mit geringer Rauchentwicklung im Brandfall verwendet werden.
Dies gilt auch für den gelben Lüftungsrost (Bild 3), der als 35  cm breiter Streifen am Rand des Querschlags angeordnet ist und aus glasfaserverstärktem Kunststoff hoher Qualität besteht. Er sorgt zusammen mit der eingebauten Querschlaglüftung für eine ständige Luftzirkulation im Unterboden und dient dem Druckausgleich zwischen den beiden Lufträumen über und unter dem Doppelboden, verhindert dadurch das Abheben von Bodenplatten bei offenen Schotten und vorbeifahrenden Zügen.

Einbau der Doppelböden
Alle 175 Querschläge des Gotthard-Basistunnels mit einer Gesamtfläche von 18 900  m2 werden mit Doppelboden ausgerüstet. Der Einbau geschieht Querschlag für Querschlag während der Abschlussarbeiten für den Tunnelrohbau. Das verlangt eine enge und zeitlich abgestimmte Zusammenarbeit der Atel Burkhalter Bahntechnik AG mit der AlpTransit Gotthard AG und den verschiedenen Roh-bauunternehmen.
Die eigentlichen bahntechnischen Installationen werden erst durch die Arbeitsgemein-schaft Transtec Gotthard (Un-ternehmen Bahntechnik) eingebracht, wenn die gesamten Rohbauarbeiten abgeschlossen und die Doppelböden verlegt sind. Deshalb müssen die einzelnen Doppelbodenteile an einzelnen Stellen und nach Bedarf rasch ausgebaut und danach wieder eingebaut werden können. Dazu können die eingesetzten Platten mit einem herkömmlichen Doppelbodenheber von einem Mann bewegt werden (Bild 2). Lagerung und Lieferung der Doppelbodenteile an die Installationsplätze vor dem Tunnel sind mit außergewöhnlichen logistischen Anfor-derungen verbunden.

Lohnende Investition
Das geschilderte Doppelbo-densystem aus faserbewehrten unbefestigten Bodenplatten, Gitterrosten aus glasfaserverstärktem Kunststoff und Un-terkonstruktion aus Edelstahl übertrifft – nach Prüfungen der Eidgenössischen Materialprüf-anstalt (EMPA) in Dübendorf im Auftrag der Atel Burkhalter Bahntechnik AG – die Anforde-rungen des Bauherrn, der Alp-Transit Gotthard AG; das betrifft sowohl die Druck- und Punktlast als auch die Korrosionsbeständigkeit der Unterkonstruktion und die Montagefreundlichkeit. Diese Bauart Doppelboden ist also eine lohnende Investition in die Zukunft.

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