Eine zunehmend wichtige Anforderung an U-Bahn-Systeme: Resilienz

Am 9. April fand in Düsseldorf ein Seminar-Workshop zum Thema „Verfügbarkeit des ÖPNVs in Krisenlagen“ statt, veranstaltet von der STUVA in Kooperation mit dem VDV – Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (Bild 1). Dieser befasste sich mit der Frage, wie ÖPNV-Systeme im Allgemeinen und U-Bahn-Anlagen im Speziellen in Zukunft resilienter – also widerstandsfähiger – gestaltet werden können. Denn vor dem Hintergrund stetig weiterwachsender Fahrgastzahlen einerseits und diverser möglicherEreignisse, wie Naturkatastrophen, technischer Unglücke und Terrorismus andererseits, rückt der Aspekt „Sicherstellung der Verfügbarkeit“ immer stärker in den Fokus der Verkehrsunternehmen.

 Zweckmäßigerweise werden Resilienzkonzepte auf Grundlage des Resilienzzyklus erarbeitet, der den Ansatz der kontinuierlichen Verbesserung verfolgt (Bild 2). Der 1. Schritt bezieht sich darauf, den Eintritt eines Ereignisses zu vermeiden. Im 2. Schritt sind Maßnahmen bereitzuhalten, um ein Ereignis effektiv zu bewältigen. Im 3. Schritt gilt es, die ÖPNV-Systeme möglichst einfach wiederherstellen zu können. Im 4. Schritt kann auf Basis vorangegangener Schritte besser vorgesorgt werden. Der Zyklus beginnt von vorn.

Bemerkenswert ist, dass durch die neue „Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen – BOStrab (2016) bereits eine rechtliche Grundlage existiert, nach der auch die Resilienz erhöhende Maßnahmen förderfähig sind. Denn gemäß §3, Abs. 1, Pkt. 8 müssen „Betriebsanlagen und Fahrzeuge … insbesondere so gebaut sein, dass Störungen im Betriebsablauf zügig beseitigt werden können.“ Dazu können beispielsweise zusätzliche Weichen zählen, um eine eingleisige Not-Befahrbarkeit (in Gegenrichtung) herzustellen, die eine Sortierung der im Netz befindlichen Fahrzeuge ermöglicht (Bild 3).

Eine wesentliche Aufgabe für die Verkehrsunternehmen bzw. Eigentümer der Bauwerke wird es zukünftig sein, Erfahrungen aus längerfristig geplanten Reparatur- und Sanierungsarbeiten an den Tunneln und Stationen für unerwartete Ereignisse kurzfristig nutzbar zu machen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels und damit verbundenen stärkeren Niederschlagsereignissen kommt dem Schutz von U-Bahn-Anlagen vor Überflutung zudem eine besondere Bedeutung zu. Teils umfangreiche Schutzmaßnahmen in Form von Schotttoren im Bereich der Rampenbauwerke etc. sind bereits verbreitet in Planung oder im Bau.

Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Projekts U-THREAT abgehalten, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Bereich „Forschung für die zivile Sicherheit“ gefördert wird.

Weitere Informationen über Ergebnisse und Kontaktdaten: www.u-threat.com

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