10. Felsmechanik- und Tunnelbautag
Am 22. Mai 2025 fand der 10. Felsmechanik- und Tunnelbautag im WBI-Center in Weinheim, Deutschland, statt. Die hervorragend besuchte Fachveranstaltung befasste sich in diesem Jahr mit den Fokusthemen Felsmechanik, Tunnel und Untertagebau, Nachhaltigkeit und Projektberichte. Sie wird jährlich veranstaltet von der WBI GmbH mit Unterstützung und Sponsoring der DB InfraGO sowie Unterstützung des Arbeitskreises Bautechnik des Württembergischen Ingenieurvereins.
Die Vielzahl der Anmeldungen für den 10. Felsmechanik- und Tunnelbautag sprengte in diesem Jahr das Fassungsvermögen des großen Vortragssaals im Weinheimer WBI-Center. 320 Besucher hatten sich für die Fachveranstaltung registriert, um den hochkarätigen, praxisbezogenen Vorträgen von mehr als 20 Experten aus den Fachbereichen der Felsmechanik und des Tunnelbaus beizuwohnen. Erstmals wurden die Präsentationen deshalb zusätzlich auf Monitoren übertragen, die in zwei Stockwerken über dem Saal aufgestellt worden waren, um allen Gästen die Möglichkeit zu bieten dem spannenden Programm ohne Einschränkungen zu folgen.
Den Eröffnungsvortrag mit dem Titel „Generalsanierung in Deutschland – Erste Erfahrung aus der Riedbahn“ hielt Dipl.-Kfm. Gerd-Dietrich Bolte, Leiter Infrastrukturprojekte Mitte, DB InfraGO AG. Warum Generalsanierung mit Totalsperrung? Das steigende Verkehrsvolumen auf den Bahn-Hauptstrecken und zu geringen Investitionen führen zu Rekordverspätungen. Fazit: Die Schiene ist einfach zu voll. „Wir holen mit der Generalsanierung das Maximum aus dem Bestand in einer komprimierten Bauzeit heraus“, so Bolte. Und: Ein eingleisiger Betrieb würde ebenfalls zu erheblichen Kapazitätseinbußen führen. Die Riedbahn, sagte Bolte, habe Erkenntnisse gebracht, wie man es anders machen kann: Parallel arbeitende Gewerke, eine stabile Ersatzverkehrsführung und, als Ergebnis „nicht nur einen Ersatz, sondern eine Verbesserung der Bestandsinfrastruktur.“
Das erste Themensegment begann mit einem Vortrag von Dr.-Ing. Patricia Wittke-Gattermann und Prof. Dr.-Ing. Walter Wittke: „Sickerströmung im Fels und ihre Auswirkung auf bautechnische Maßnahmen – Modell und praktische Anwendung“. Neben der Erläuterung der Grundlagen der Sickerströmung wurde an Beispielen unter anderem gezeigt, wie sich der Strömungsdruck auf die Standsicherheit von Tunneln im Ortsbrustbereich auswirken kann. Die auf den Grundlagen für die Durchlässigkeit von klüftigem Fels aufbauenden Berechnungen zur Erarbeitung von Grundwassermodellen wurden an zwei Praxisbeispielen erläutert.
Der folgende Vortrag zur Druckluft bei maschinellen und konventionellen Tunnelvortrieben in Boden und Fels wurde von Dr.-Ing Martin Wittke und Dipl.-Geol. Albert Wimmer gehalten. Als Praxisbeispiele für die Druckluftstützung der Ortsbrust wurde der Verbindungsstollen zum Rettungsschacht RS 3 der 2. S-Bahn-Stammstrecke München sowie der TVM-Vortrieb des Fildertunnels im Projekt Stuttgart 21 gewählt.
Weitere Vorträge befassten sich mit der Digitalisierung und Automatisierung von Tunnelvortrieben sowie mit Innovationen zur Beschleunigung der Erneuerung von Eisenbahntunneln der Deutschen Bahn. Insgesamt umfasst der Bestand der Deutschen Bahn rund 750 Tunnel mit 600 km Gesamtlänge. Etwa 140 km davon entfallen auf die mit einer Betriebszeit über 100 Jahren ältesten Tunnel, die in den kommenden Jahren erneuert werden müssen. Zur Verringerung der Bauzeit und der einhergehenden erheblichen Beeinträchtigungen für den Bahnverkehr, werden Optimierungen und Innovationen herausgearbeitet. Dipl.-Ing- Uwe Kneißl stellte als eine Möglichkeit die einschalige Spritzbetonbauweise vor, die auf einer 150–200 m langen Pilotstrecke im Cramberger Tunnel zur Anwendung kommen soll.
Der Themenblock zur Nachhaltigkeit widmete sich unter anderem alkalisch aktivierten Bindemitteln. Diese Zemente gelten als vielversprechende Option zur Senkung der CO2-Emissionen bei der Betonproduktion. Ein Praxisbeispiel mit Erfahrungen beim Einsatz von CO2-reduziertem Beton lieferte ein Vortrag von Dr.-Ing. Frank Abel über den Bau der Phase 2 des London Power Tunnels. Das Vortragssegment der Bauprojekte beinhaltete unter anderem einen Bericht Über die Planung, Durchführung und die Qualitätskontrolle der Hebungsinjektionen für die Station Marienhof im Großprojekt der 2. S-Bahn-Stammstrecke München. Komplexe innerstädtische Randbedingungen und besondere geologische Verhältnisse waren die Kernthemen eines Vortrags über den Hartgesteinsvortrieb beim Projekt West Link Korsvägen im Zentrum vom Göteborg. Den Abschluss bildete ein Bericht über die Erfahrungen beim Bau des B10 Rosensteintunnels in Stuttgart, der in der Kernzone eines Heilquellenschutzgebietes liegt und daher besondere bautechnische Lösungen erforderte.
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Der Termin für den 11. Felsmechanik- und Tunnelbautag steht bereits fest: Er wird am 11. Juni 2026 im WBI-Center in Weinheim stattfinden.