37. Jahrestagung der International Tunnelling and Underground Space Association – World Tunnel Congress 2011 in Helsinki, Finnland

Jedes Jahr treffen sich in einem anderen Mitgliedsland der Welt die Tunnelbauer zu Ihrer Jahrestagung und beraten über die neuesten Trends und Entwicklungen. Der folgende Beitrag gibt einen Überblick über die Inhalte des Kongresses, die Ergebnisse der Arbeitsgruppen und weitere interessante Neuigkeiten.

1 Allgemeines

Ungefähr 1400 Tunnelbauer aus 56 Ländern trafen sich vom 20. bis 26. Mai 2011 in Helsinki, Finnland. Anlass war die 37. Jahrestagung der ITA – International Tunnelling and Underground Space Association – in Verbindung mit dem Welt-Tunnelkongress 2011. Der von der Finnish Tunnelling Association und der Finnish Association of Civil Engineers (RIL) organisierte Tunnelkongress lief unter dem Tagungsmotto „Unterirdische Räume im Dienst einer nachhaltigen Gesellschaft“ (Bild 1). Von den 64 ITA-Mitgliedsländern waren 49 in Helsinki vertreten. Mit fast 77 % lag der Anteil der vertretenen Länder damit über den Vergleichswerten der Vorjahre (ca. 70 %).


Vertreten waren die folgenden Länder:

Ägypten, Argentinien, Aserbaidschan, Australien, Belgien, Bosnien-Herzegowina, Brasilien, Chile, China, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Indien, Indonesien, Iran, Italien, Japan, Kanada, Kolumbien, Korea, Kroatien, Laos, Malaysia, Mexiko, Montenegro, Nepal, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Singapur, Slowakei, Slowenien, Spanien, Südafrika, Tschechische Republik, Thailand, Türkei, Ungarn, USA und Weißrussland.


Nicht vertreten waren in Helsinki die folgenden weiteren ITA-Mitgliedsländer:

Algerien, Bulgarien, Island, Israel, Kasachstan, Lesotho, Marokko, Panama, Peru, Saudi-Arabien, Serbien, Ukraine, Venezuela, Vereinigte Arabische Emirate und Vietnam.


2 Welttunnelkongress 2011

Der Kongress war vom finnischen Tunnelbaukomitee in enger Zusammenarbeit mit der ITA vorbereitet und organisiert worden. Das Tagungsprogramm umfasste 7 thematische Schwerpunkte und wurde in 24 technischen Sitzungen präsentiert:

1. Planungen zur Nutzung unterirdischer Räume

2. Kommunale Dienstleistungen

3. Techniken für den Betrieb

4. Verkehr und Logistik

5. Geologische Endlagerung von Atommüll

6. Erneuerbare Energien

7. Projektmanagement.


Die Beiträge zum Tagungsprogramm wurden durch verschiedene Posterpräsentationen und eine begleitende Fachausstellung (Bild 2) ergänzt.

Am 20. und 21. Mai fand wie in den Vorjahren im Vorlauf zum Kongress ein spezieller ITA-Trainingskurs statt. Die 14 Vorträge von Fachleuten aus dem akademischen und unternehmerischen Umfeld standen unter dem Thema „Konventioneller Tunnelbau im Fels und Spritzbetontechnologie“. Der Trainingskurs bestand aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Im theoretischen Teil wurde von den internationalen Experten in über 11 Stunden reiner Vortragszeit in umfassender Weise über den Stand von Technik und Wissen aus ihren speziellen Bereichen berichtet. Zu den Hauptthemen gehörten Entwurfsgrundsätze, Aushub, Spritzbetontechnologie, Ausbau und Bewehrung. Die 50 Teilnehmer aus 20 Ländern beteiligten sich sehr rege an den Diskussionen und ließen so ihr großes Interesse an der Thematik erkennen.

Die praktischen Demonstrationen im zweiten Teil fanden in einer unterirdischen Baustelle statt, die sich direkt unter dem Veranstaltungsort „Finlandia Hall“ befand. Sie wurden in diesem Jahr von 4 Sponsoren unterstützt und bestanden aus folgenden Einzelvorführungen: Bewährte Verfahren beim Spritzbetoneinbau (Normet), Qualitätsüberwachung bei Spritzbetonen (VersuchsStollen Hagerbach), Spritzbare Dichtungsmembranen (MEYCO-BASF und Faserverstärkter Spritzbeton (MAPEI).

In der Eröffnungsveranstaltung am Montag wurden Grußworte von Helena Soimakallio (Vorsitzende des Organisationskomitees), Kari J. Korhonen (Präsident der Finnish Tunnelling Association FTA, Bild 3) und In-Mo Lee (ITA-Präsident) gegeben.

Anschließend wurde auf dem diesjährigen WTC der zweite Vortrag im Gedenken an Sir Alan Muir-Wood gehalten. In dieser „Muir-Wood Lecture“ trug Prof. Robert Mair, Cambridge University (Großbritannien), vor zum Thema: „Tunnelbau in innerstädtischen Gebieten und sein Einfluss auf Infrastrukturen – Fortschritte in Forschung und Praxis“.

Mair gab in seinem Beitrag eine Übersicht, wie Setzungen und Verschiebungen in Folge eines Tunnelvortriebs berechnet werden können. Besonderes Augenmerk legte er dabei auf die Beurteilung, wie weit daraus die Gebäude an der Oberfläche geschädigt werden. Darüber hinaus berichtete er über moderne Überwachungsmethoden, mit denen frühzeitig mögliche schädliche Tendenzen erfasst werden können. Insbesondere drahtlose Techniken versprechen hier Fortschritte für den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks.


Anschließend wurden 3 hochrangige Leitvorträge präsentiert:

1. Die Bedeutung unterirdischer Räume für die städtische Umwelt (Pekka Sauri, Stellvertretender Bürgermeister von Helsinki)

2. Fels- und Tunnelbau – der nordische Ansatz (Professor Håkan Stille, KTH – Royal Institute of Technology)

3. Entsorgung genutzter atomarer Brennelemente in Finnland – von der Planung zur Wirklichkeit (Timo Äikäs, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender Posiva Oy).


Sauri gab mit seiner Präsentation einen Einblick in die vorhandenen und geplanten unterirdischen Projekte in der finnischen Hauptstadt. Helsinki besitzt – auch aufgrund des standfesten Felses – schon außerordentlich viele unterirdischen Anlagen und hat für die Zukunft einen „Untergrund Master Plan“ aufgelegt, um die Nutzung des Untergrundes zielgerichtet voran zu treiben. Stille berichtete über die positiven Erfahrungen des Tunnelbaus im Fels und auch über die damit verbundenen Risiken. Äikäs beleuchtete in seinem Vortrag ergänzend dazu das in vielen Ländern noch nicht gelöste Problem der Endlagerung nuklearer Abfälle.

Die öffentliche Fachsitzung der ITA am Dienstag war in diesem Jahr dem Thema „Schaffung besserer und belastbarer Städte“ gewidmet.

Die Fachsitzung war Teil der sogenannten „ITA Global Perspective“, die unter dem Titel „Städtische unterirdische Räume in einer sich verändernden Welt“ steht. Die ITA wird in diesem und den nächsten 2 Jahren beleuchten, wie unterirdische Räume zur Lösung zweier weltweit vordringlicher Probleme beitragen können: Dies ist zum einen das Thema „Urbanisierung“, wie es vom United Nations Human Settlements Programme (UN-HABITAT) verfolgt wird, und zum anderen das Thema „Widerstandsfähigkeit der Städte gegen Naturkatastrophen und Auswirkungen des Klimawandels“, welches von den Vereinten Nationen (United Nations International Strategy for Disaster Reduction, UN-ISDR) verabschiedet wurde. Diesbezüglich ist es eines der ersten Ziele, zusammen mit 3 globalen Partner-Organisationen, in denen Stadtplaner, Stadtverwaltungen und Ingenieure organisiert sind (ISOCARP, ICLEI und IFME), ein Dokument für politische Entscheidungsträger zu erarbeiten, das die Vorzüge unterirdischer Anlagen verdeutlicht.


In den nächsten beiden Jahren werden die Themen der „ITA Global Perspective“ die Planung („Planung besserer und belastbarer Städte“, 2012 in Bangkok) und die Entscheidungen („Entscheidungen für bessere und belastbare Städte“, 2013 in Genf) beleuchten. Insgesamt besteht die „ITA Global Perspective“ aus 7 Aktivitäten:

1. Organisation der 3 zuvor genannten Fachsitzungen durch ITACUS (beginnend mit dem WTC in 2011); jede der Fachsitzungen wird durch eine der zuvor aufgeführten Organisationen aktiv begleitet (2011 in Helsinki: IFME; 2012 in Bangkok: ISOCARP; 2013 in Genf: ICLEI)

2. Aktive Einbindung von Arbeitsgruppen und Mitgliedsstaaten

3. Kontinuierliche Zusammenarbeit mit globalen Partnern (auf Basis einer entsprechenden Vereinbarung sowie einer erweiterten Wissensverbreitung über Kongresse und Workshops)

4. Erarbeitung eines Dokuments für politische Entscheidungsträger, das die Vorzüge unterirdischer Anlagen verdeutlicht; dieses Papier soll UN HABITAT und UN ISDR vorgestellt werden

5. Gewährung von Zuschüssen an Studenten (in Zusammenarbeit mit ITACET), um weitere Ergebnisse zu erlangen, wie unterirdische Räume zu den oben genannten globalen Themen beitragen können

6. Weiterentwicklung der ITA Global Perspective zu einer Initiative, zu deren Einhaltung sich weltweit agierende Unternehmen selbst verpflichten können

7. Durchführung jährlicher oder halbjährlicher Gipfeltreffen mit Entscheidungsträgern der Städte, um die „ITA Global Perspective“ weiter auszubauen und als Teil der Verpflichtung mit den beiden UN-Organisationen zu etablieren.


Innerhalb der ITA werden die diesbezüglichen Arbeiten durch das Komitee zur Nutzung des unterirdischen Raumes (ITACUS, Committee on Underground Space) koordiniert und durchgeführt. Das Komitee hat sich bereits bei seiner Gründung zur Aufgabe gestellt, in der Öffentlichkeit das Bewusstsein dafür zu schärfen, welche Möglichkeiten unterirdische Räume und Anlagen bieten.

Die Fachsitzung im Rahmen des WTC ’11 wurde deshalb durch Han Admiraal, Vorsitzender von ITACUS, eröffnet und moderiert. Nach einleitenden Worten von ITA-Präsident In-Mo Lee und Dan-Henrik Långström, Präsident FAME und Repräsentant von IFME, wurde vom stellvertretenden Bürgermeister für Stadtplanung von Helsinki Hannu Penttilä, ein Auftaktbeitrag zum Thema „Großregion Helsinki: Vision 2050 und wie sie erreicht werden kann“ gegeben.

In der anschließenden ersten Podiumsdiskussion sind verschiedene Aspekte von unterirdischen Räumen unter Einbindung des Auditoriums vertieft worden. Zum Ende der Diskussion wurde eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit mit der International Federation for Municipal Engineering (IFME) unterzeichnet.

Im zweiten Teil der Fachsitzung wurden die Themen durch Präsentationen von Jacques Besner, Canada, Berater für die Planung unterirdischer Anlagen und früherer Generalsekretär von ACUUS , Tetsuya Hanamura, emeritierter Professor der Universität von Okayama, Japan, und Mitglied des Lenkungsgremiums von ITACUS sowie von Andis Kublacovs, Stadt Riga, Lettland, und Leiter des „Riga Northern Transport Corridor“ Projekts, bereichert. In der folgenden Podiumsdiskussion wurden die verschiedenen Aspekte nochmals herausgearbeitet. Generell bestand – auch wohl aufgrund der Tatsache, dass alle Diskussionsteilnehmer dem unterirdischen Bauen gegenüber positiv eingestellt waren – Einigkeit bei den wesentlichen Punkten.


3 Mitgliederversammlung

Die Leitung der Mitgliederversammlung oblag Präsident In-Mo Lee, Korea (Bild 4). Zu Beginn der Versammlung erinnerte Generalsekretär Claude Berenguier an Victor Roisin, der am 11. Januar 2011 verstarb. Roisin war lange Zeit Vorsitzender des belgischen nationalen Tunnelbaukomitees ABTUS und von 1979 bis 1992 auch Mitglied im ITA-Vorstand.

Anschließend informierte Lee die Delegierten über die Mitgliederentwicklung. Die Zahl der Mitgliedsländer hat sich seit dem Vorjahr um 6 auf 64 erhöht. Neu aufgenommen wurden: Aserbaidschan, Nepal, Panama, Serbien, Vereinigte Arabische Emirate und Weißrussland. Darüber hinaus wurden 15 korporative und 5 individuelle neue Mitglieder aufgenommen. Damit verfügt die ITA unter Berücksichtigung der Austritte nunmehr über 64 Mitgliedsnationen, 187 korporative und 123 individuelle Mitglieder.

Ein wichtiger Punkt auf der Tagesordnung betraf die Änderung der Satzung und Geschäftsordnung der ITA. So wurde in der Organisationsstruktur des Vereins die Position des Generalsekretärs aufgehoben. Seine Verantwortlichkeiten werden zukünftig durch den Präsidenten wahrgenommen und seine Aufgaben werden an den Geschäftsführer übertragen. Bezüglich der Mitgliedschaften erfolgten Klarstellungen hinsichtlich der Rolle der Vorstandsmitglieder, der verschiedenen Mitgliedsarten (korporativ, individuell und ehrenhalber) sowie der Prime-Sponsoren und Förderer. Darüber hinaus wurden die Regeln für die verschiedenen Wahlen präzisiert. Die Überarbeitung der Dokumente wurde auch dazu genutzt, verschiedene Begriffe zu vereinheitlichen und die Übereinstimmung zwischen der englischen und französischen Fassung zu verbessern.

Wie auch in den Vorjahren wurde im Einzelnen in der Mitgliederversammlung über die von der ITA genutzten Kommunikationsmittel und deren Entwicklung berichtet:

Die seit 2005 nur noch 1 x jährlich erscheinenden ITA-Nachrichten „Tribune“ waren in der Ausgabe 2011 auf den Tunnelbau in Finnland fokussiert. Außerdem waren die Tätigkeitsberichte von ITA-Mitgliedsländern sowie Firmenprofile von Prime-Sponsoren und Förderern der ITA aufgeführt.

Seit der Mitgliederversammlung 2010 im Mai in Vancouver (Kanada) sind 5 Ausgaben der „ita@news“ herausgegeben und per E-Mail versendet worden. Insgesamt wurden somit 39 x jeweils neueste Nachrichten aus der ITA, den Arbeitsgruppen und von den Mitgliedsländern über künftige tunnelbauspezifische Tagungen, Ausstellungen, Workshops und Seminare sowie Hinweise auf die Aktivitäten der internationalen Schwestergesellschaften publiziert. Der Verteilerkreis der „ita@news“ umfasst insgesamt rd. 8.000 Personen, Firmen, Ingenieurbüros und sonstige Institutionen. Das ITA-Sekretariat ist daran interessiert, von regelmäßigen Lesern ein Feedback zu erhalten.

Auf das wissenschaftliche Organ der ITA, die Zeitschrift „Tunnelling and Underground Space Technology (TUST)“, haben die ITA-Mitglieder nur noch in elektronischer Form Zugriff – dieser umfasst jedoch das gesamte Archiv. Im Jahr 2010 (Jahrgang 25) sind 6 Ausgaben erschienen, die insgesamt knapp über 800 Seiten umfassen. Im Jahr 2011 (Jahrgang 26) sind bisher 5 weitere Hefte mit einem Gesamtumfang von rd. 650 Seiten erschienen.

Die ITA-Website wird von ca. 5.800 Besuchern pro Monat aus 130 verschiedenen Ländern frequentiert, wobei die durchschnittliche Verweildauer über 10 Minuten beträgt. Neben den öffentlich zugänglichen Seiten gibt es auch einen passwort-geschützten Bereich zum internen Datenaustausch. Daneben gibt es einen neu gestalteten Teil der Website, der sich an Entscheidungsträger und an die allgemeine Öffentlichkeit richtet. Hier werden Information zur Nutzung und Planung unterirdischer Anlagen gegeben sowie deren spezifische Vorteile dargestellt.

Der Bericht über die Tätigkeiten der verschiedenen ITA-Arbeitsgruppen hat wie auch in den Vorjahren einen wesentlichen Raum in der Mitgliederversammlung eingenommen. Einzelheiten hierzu sind in Kapitel 5 nachzulesen.

Für die Jahrestagung 2014 hatte die Mitgliederversammlung schließlich den Tagungsort festzulegen. Beworben hatten sich die Städte São Paulo (Brasilien), Sydney (Australien) und Singapur (Singapur). In der ersten Runde erreichte keiner der Kandidaten die erforderliche absolute Mehrheit der 48 anwesenden und per Stimmübertragung vertretenen Mitgliedsländer (18 Stimmen für São Paulo, 8 für Sydney und 22 für Singapur). In der zweiten Abstimmungsrunde entschieden sich die Delegierten dann knapp für São Paulo als Austragungsort (26 Stimmen; Singapur: 22 Stimmen). In diesem Zusammenhang sind die Daten und Austragungsorte der folgenden Jahrestagungen von Interesse:

18. bis 23. Mai 2012, 38. ITA-Jahrestagung in Bangkok, Thailand; das Rahmenthema lautet: „Tunnelbau und unterirdische Räume für eine globale Gesellschaft“

31. Mai bis 5. Juni 2013, 39. ITA-Jahrestagung in Genf (Schweiz); das Rahmenthema lautet: „Untertage – der Weg in die Zukunft“ (gegenüber den ersten Ankündigungen wurde das Datum geändert!)

9. bis 15. Mai 2014, 40. ITA-Jahrestagung in São Paulo (Brasilien); das Rahmenthema lautet: „Tunnel für bessere Lebensbedingungen“.


Am Ende der Mitgliederversammlung wurde der langjährige Generalsekretär der ITA, Claude Berenguier, nach Ablauf seiner letzten Wahlperiode in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet (Bild 5). Prof. Dr.-Ing. Alfred Haack, von 1999 bis 2001 Präsident der ITA, erinnerte an die gemeinsame Zeit mit Berenguier und benannte die wichtigsten Meilensteine in Berenguiers beruflichem Leben. Berenguier, geboren 1942 in Saint-Etienne westlich von Lyon (Frankreich), startete 1965 nach dem Bauingenieurstudium an der ENTPE (Ecole Nationale des Travaux Publics de l´Etat, Vaulx-en-Velin, östlich von Lyon) seine berufliche Karriere bei CETU (Centre d´Etudes des Tunnels, Bron/Lyon). Von dort wechselte er für 3 Jahre nach Paris zum Ministerium für Wirtschaft und internationale Angelegenheiten, um anschließend für 6 Jahre an die ENTPE zurückzukehren.

Danach arbeitete Berenguier von 1989 bis 1992 bei SETRA, einem staatlichen Institut für Straßenwesen und weitere 4 Jahre bei CETE Méditerranée, einem Büro für Infrastrukturen in der Mittelmeerregion. Von 1996 bis 2000 war er bei CODATU beschäftigt, einer Vereinigung für die Entwicklung und Verbesserung städtischer und unterirdischer Infrastrukturen. Schließlich arbeitete er von 2000 bis 2002 bei CNAM, dem französischen Institut für technische Wissenschaft, bevor er nach 36 Jahren Dienstzeit als Beamter in den Ruhestand trat.

Seine Aktivitäten für die ITA begannen bereits 1975 mit der ersten ITA-Mitgliederversammlung in München, an der er als Sekretär der PIARC (Weltstraßenvereinigung) teil nahm. Auf der Mitgliederversammlung in Melbourne 1987 wurde er zum Generalsekretär der ITA gewählt und hat dieses Amt 25 Jahre ausgefüllt. Er hat viel zur Entwicklung der ITA beigetragen und mit 9 Präsidenten zusammengearbeitet: 1987 bis 1989 Einar Broch (NO), 1990 bis 1992 Colin Kirkland (UK), 1993 bis 1995 Dan Eisenstein (CA), 1996 bis 1998 Sebastiano Pellizza (IT), 1999 bis 2001 Alfred Haack (DE), 2002 bis 2004 Andre Assis (BR), 2005 bis 2007 Harvey Parker (US), 2008 bis 2010 Martin Knights (UK) und 2011 bis 2013 In-Mo Lee (KR). Sein diplomatisches Feingefühl, sein Gespür für kritische Formulierungen, seine Freude am Reisen, sein Interesse an fremden Kulturen sowie seine Gabe, kritische Situationen mit Humor zu lösen, haben der ITA oft weitergeholfen. Der Vorstand und die Mitgliederversammlung danken Claude Berenguier für sein jahrzehntelanges Engagement und wünschen ihm und seiner Frau Nan für die Zukunft alles Gute.


4 ITA-Vorstand

Mit der Vollversammlung in 2010 sind alle Mitglieder des Vorstandes für 3 Jahre gewählt bzw. bestätigt sowie für neue Aufgaben nominiert worden. Dementsprechend standen in 2011 keine Wahlen an. François Vuilleumier, Schweiz, war als Schatzmeister bis 2010 gewählt und ist zwischenzeitlich aus dem Vorstand ausgeschieden. Seine Aufgaben hat Felix Amberg übernommen, der 2010 bereits gewählt wurde. Der ITA-Vorstand setzt sich deshalb unverändert wie folgt zusammen:

I.-M. Lee, Korea,

Präsident bis 2013

M. Knights, Großbritannien,

Altpräsident bis 2013

M. Thewes, Deutschland,

Erster Vizepräsident bis 2013

B. Yun, China,

Vizepräsident bis 2013

S. Eskesen, Dänemark,

Vizepräsident bis 2013

I. Hrdina, Tschechische Republik, Vizepräsident bis 2013

A. Elioff, USA (bis 2013)

P. Kocsonya, Ungarn (bis 2013)

R. P. Lovat, Kanada (bis 2013)

C. N. Ow, Singapur (bis 2013)

D. Peila, Italien (bis 2013)

F. Amberg, Schweiz,

Schatzmeister bis 2013


S. Calinescu, Rumänien, wurde durch die Mitgliederversammlung für ein weiteres Jahr als interner Rechnungsprüfer bestätigt. Pekka Särkkä, Finnland, war als Vertreter des Gastgeberlandes Finnland für den Welttunnelkongress 2011 im Vorstand vertreten und wird dementsprechend nach dem WTC ’11 ausscheiden. Für die Welttunnelkongresse 2012, 2013 und 2014 werden dem ITA-Vorstand Vince Suwansawat, Thailand, Felix Amberg, Schweiz, und Tarcisio Celestino, Brasilien, zur Seite gestellt. Ihre Amtszeiten laufen bis zum Jahr 2012, 2013 bzw. 2014. Daneben unterstützt seit 1. Januar 2009 Olivier Vion als hauptamtlicher Geschäftsführer der ITA den Vorstand.


Zwischenzeitlich wurden innerhalb des Vorstandes folgende Zuständigkeiten definiert:

a) Technische Angelegenheiten: Thewes, Elioff und Peila

b) Allgemeine Angelegenheiten: Eskesen, Ow und Kocsonya

c) Sponsoren und Industriekontakte: Hrdina und Lovat

d) Akquisition und Koordination mit Mitgliedsländern: Bai
Süd-Ost-Asien: Ow und H. Wagner (externer Experte)
Russland und Nachbarländer: Lovat und Belenkey (externer Experte)

e) Kommunikation: Knights.


Darüber hinaus werden folgende Personen den Vorstand in speziellen Fragestellungen unterstützen:

Andre Assis und Piergiorgio Grasso: Entwicklung der Verbände in Südamerika

Harvey Parker: Beziehungen zu den Vereinten Nationen

Eivind Grov: Beziehungen zur Industrie und zu ITA-TECH

Yann Leblais: Tutor der Arbeitsgruppe 11.


5 Tätigkeitsberichte der Arbeitsgruppen und Komitees

Von Seiten des ITA-Vorstandes wurde beschlossen, die Arbeit der Arbeitsgruppen stärker zu fördern, da sie maßgeblich zur positiven Außendarstellung der ITA beitragen. Gerade in den Arbeitsgruppen wird die Zusammenarbeit von Personen aus verschiedenen Ländern realisiert und so der wichtige Erfahrungsaustausch ermöglicht. Das ITA-Sekretariat soll deshalb durch eine aktive Betreuung, durch den Einsatz eines Web-Meeting-Tools, durch ein verbessertes Web-Dokumenten-Management-System und durch verkürzte Peer-Review-Zyklen die Arbeitsgruppen unterstützen. Darüber hinaus soll auch beispielsweise durch den verstärkten Einsatz von Studenten versucht werden, die Leiter der Arbeitsgruppen zu entlasten. Der Bericht der AG-Leiter an den Vorstand soll zukünftig durch ein einseitiges Formular vereinfacht werden.

In Helsinki trafen sich 12 der aktiven ITA-Arbeitsgruppen zur Fortführung ihrer fachlichen Diskussionen. Die Vorsitzenden der Arbeitsgruppen berichteten in der Mitgliederversammlung am 25. Mai 2011 über den Stand der Arbeiten und die für die kommenden Monate geplanten Aktivitäten.


Arbeitsgruppe 2: Forschung

Leitung: Eric Leca, Frankreich; stellvertretende Leitung: Chung-Sik Yoo, Korea; Tutor: Søren Eskesen, Dänemark


An den Beratungen nahmen 14 Fachleute aus 12 Ländern teil.

Der aktuelle Entwurf des von der Arbeitsgruppe erarbeiteten Dokumentes zur „Überwachung und Steuerung von Arbeiten im Tunnelbau“, der sowohl die Anmerkungen der Arbeitsgruppenmitglieder als auch die des ITA-Vorstandes berücksichtigt, wurde besprochen. Die endgültige Fertigstellung war für Ende Juni 2011 geplant. Die Empfehlungen für „Baugrunduntersuchungen zur Vorbereitung von Untertagearbeiten“ werden gemeinsam mit der ISRM bearbeitet. In der Sitzung wurde der aktuelle Entwurf durchgesehen und aktualisiert. Eine neue Version soll ebenfalls bis Ende Juni 2011 vorliegen.

Beim Thema Risikomanagement war die „Terminologie“ ein Schwerpunkt der Beratungen. Basierend auf Arbeiten der AFTES soll dazu ein erster Abschnitt für die „Leitlinien zum Risikomanagement im Tunnelbau“ erarbeitet werden.

Darüber hinaus wurde eine Präsentation zu den aktuellen Entwicklungen bei hochfesten Betonen gegeben. Zu diesem Thema soll ebenfalls ein Papier erarbeitet werden, um diese Entwicklung weiter zu fördern.

Für die Zukunft wurde als Thema „Nachhaltigkeit im Tunnelbau“ identifiziert. Um diesbezügliche Informationen aus ITA-Mitgliedsländern zu sammeln und zu sichten, wurde eine Unterarbeitsgruppe gegründet.


Arbeitsgruppe 3: Vertrags-praxis beim unterirdischen Bauen

Leitung: Arnold Dix, Australien; stellvertretende Leitung: Martin Smith, Großbritannien; Tutor: Martin Knights, Großbritannien


An der Sitzung nahmen neben 19 Experten aus 13 Ländern auch 3 externe Gäste teil: Enrico Vink (Geschäftsführer der FIDIC), Robert Gerrard (NEC3) und ein Vertreter des Schweizer Ingenieur- und Architektenverein SIA.

Der ITA-Report Nr. 6 mit dem Titel „Checkliste für Vertragliche Rahmenbedingungen bei Bauverträgen für unterirdische Projekte“ ist erschienen. Dieses Dokument enthält wichtige Hinweise für die Gestaltung von Bauverträgen, um die Projektziele für alle Beteiligten mit möglichst fairen Rahmenbedingungen zu erreichen.

In einem nächsten Schritt sollen die Verträge, die nach verschiedenen Vertragsmustern aufgestellt wurden (z.B. FIDIC, NEC3 oder SIA) mit der Checkliste untersucht werden und mit den Erfahrungen aus realen Projekten verglichen werden. Zum Arbeitsgruppentreffen in 2012 soll ein erster Bericht vorgelegt werden, der dann nach einer weiteren Überarbeitung 1 Jahr später dem ITA-Vorstand überreicht wird.


Arbeitsgruppe 5: Gesundheit und Sicherheit im Tunnelbau

Leitung: Donald Lamont, Großbritannien; stellvertretende Leitung: Martin Vogel, Schweiz; Tutor: Ivan Hrdina, Tschechische Republik

Die anwesenden 7 Delegierten aus 7 Ländern haben die Überarbeitung des Heftes „Sicher arbeiten im Tunnelbau“, die mit finanzieller Unterstützung der BG Bau durchgeführt wurde, nunmehr fertig gestellt (Bild 6).

Die endgültige Version wurde zwischenzeitlich zur Durchsicht an den ITA-Vorstand gegeben. Darüber hinaus wurden Empfehlungen für Arbeiten unter Druckluft aufgestellt. Der aktuelle Entwurf soll sowohl dem britischen Tunnelbaukomitee als auch dem ITA-Vorstand zur Durchsicht vorgelegt werden. Ferner sind Empfehlungen für die Sicherheit bei Schachtbauarbeiten in Bearbeitung. Diese Arbeiten werden in enger Kooperation mit dem südafrikanischen Tunnelbaukomitee (SANCOT) durchgeführt.


Arbeitsgruppe 6: Instandhaltung und Instandsetzung unterirdischer Bauwerke

Leitung: Henry Russell, USA; stellvertretende Leitung: René van den Bosch, Niederlande; Tutor: Bai Yun, China


An der Sitzung beteiligten sich Fachleute aus 6 Ländern.

Die Beratungen in der Arbeitsgruppe betrafen den „Leitfaden für den baulichen Brandschutz bei U-Bahntunneln“. Dieses Dokument stellt eine wichtige Ergänzung zu dem entsprechenden Leitfaden für Straßentunnel dar, der bereits von der Arbeitsgruppe veröffentlicht wurde. Als weitere zukünftige Arbeitsfelder wurden zum einem der Einsatz von Brandbekämpfungsanlagen in Straßentunneln und zum anderen der Grundwasserzutritt während des Betriebs sowie die diesbezügliche Sanierung mit Injektionen festgelegt.


Arbeitsgruppe 9: Seismische Effekte

Leitung: Wenge Qiu, China; Vice Animateur: Gary Kramer, Kanada; Tutor: Daniele Peila, Italien


An den Diskussionen dieser Arbeitsgruppe beteiligten sich in Helsinki 8 Fachleute aus 5 Ländern.

Zunächst wurde die Überarbeitung zweier früher erstellter Berichte diskutiert. In dem einen geht es um den erdbebensicheren Entwurf unterirdischer Bauwerke (Aseismic Design of Underground Structures, 1987) und in dem zweiten um die Analyse von unterirdischen Bauwerken in Bezug auf Erdbebensicherheit (Seismic design and analysis of underground structures, 2001). Weiterhin wurde die Liste der Schäden an Tunneln, die durch Erdbeben verursacht wurden um die Auswirkungen des Erdbebens in Wenchuan (China, 2008) und Miyagi (Japan, 2011) ergänzt.

Darüber hinaus wurde festgelegt, einen neuen Leitfaden aufzustellen, in dem besonders die Erdbebensicherheit städtischer unterirdischer Bauwerke, die Sicherheit flacher Tunnel, die Sicherheit besonders langer Tunnel in großer Tiefe oder die Sicherheit von Tunneln in aktiven Störzonen im Vordergrund stehen. Dazu sollen zunächst bestehende Richtlinien, Normen und Vorschriften vor allem aus den Mitgliedsstaaten der ITA sowie Veröffentlichungen von Experten gesammelt werden. Ein erster Entwurf des Leitfadens ist für 2013 geplant.


Arbeitsgruppe 11: Unterwassertunnel

Leitung: Christian Ingerslev, USA; stellvertretende Leitung: Jonathan Baber, Großbritannien; Tutor: Yann Leblais,
Frankreich


Die Diskussionen in dieser Arbeitsgruppe wurden von 24 Experten aus 8 Ländern geführt. Zunächst wurde eine Übersicht über 13 neue Projekte gegeben, die zu einer lebhaften Diskussion über die speziellen Herstellungstechnologien führte.

Seit der letzten Sitzung sind erste Teile eines Leitfadens für Eigentümer von Unterwassertunneln bereits fertig gestellt worden: Neben der Einleitung sind die ersten 6 von 40 Punkten soweit aufbereitet, dass sie auf der ITA-Webseite veröffentlicht werden können.

Am 5. und 6. Oktober 2010 wurde in Zusammenarbeit mit ITACET in Abu Dhabi ein zweitägiger Kurs mit dem Titel „Planung und Bau von Unterwassertunneln“ gehalten. Darüber hinaus wurde im Oktober 2010 auf dem International Symposium on Archimedes Bridge in China (ISAB-2010) eine Keynote Lecture über „Unterwasser- und schwimmende Tunnel“ gegeben.

Für die Zukunft ist die Erstellung eines Heftes über Umweltschutzgesichtspunkte von Unterwassertunneln vorgesehen. Daneben soll die Aktualisierung der Projektliste vorangetrieben werden und der oben genannte Leitfaden für Eigentümer um weitere 14 Kapitel ergänzt werden. Darüber hinaus ist für den nächsten Kongress die Erstellung einer Kurzdarstellung über Unterwassertunnel geplant.


Arbeitsgruppe 12: Anwendung von Spritzbeton

Leitung: Atsumu Ishida, Japan; stellvertretende Leitung Odd-Bjorn Kleven, Norwegen, Tutor: Felix Amberg, Schweiz


Aus 14 Ländern beteiligten sich 23 Experten an den Diskussionen dieser Arbeitsgruppe.

Thematisch wurden die laufenden und zukünftigen Aktivitäten besprochen. In diesem Zusammenhang wurde der erste Entwurf eines ITA-Reports zu faserbewehrtem Spritzbeton diskutiert. Die Fertigstellung ist nach der Vollversammlung in 2012 geplant. Ferner wurde ein Papier zur Dauerhaftigkeit von Spritzbeton und die zugehörigen Qualitätssicherungstests verteilt und um Ergänzung durch die Mitglieder der Arbeitsgruppe gebeten. Darüber hinaus wurde eine Unterarbeitsgruppe gebildet, die sich mit spritzbaren Abdichtungssystemen beschäftigt. Bezüglich der Zertifizierung von Düsenführern wurde zwischenzeitlich der „Stand der Technik“ in verschiedenen Ländern eruiert und schließlich eine Zusammenarbeit mit ITACET und EFNARC beschlossen.


Arbeitsgruppe 14: Mechanisierter Vortrieb

Leitung: Lars Babendererde, Deutschland; stellvertretende Leitung: Felix Amberg, Schweiz; Tutor: Katsuji Fukumoto, Japan


Die Zusammenstellung von herausragenden Projekten, die anschaulich die Möglichkeiten des maschinellen Vortriebs zeigen, wurde weiter um aktuelle Projekte ergänzt. Im Zuge der Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Arbeitsgruppen sollen in einem gemeinsamen Dokument „Schlüsselthemen im Tunnelbau“ Hinweise für die Anwendbarkeit verschiedener Tunnelbautechnologien gegeben werden. Die Arbeiten an diesem Dokument wurden fortgesetzt.


Arbeitsgruppe 15: Tunnelbau und Umwelt

Leitung: Jan Rohde, Norwegen; stellvertretende Leitung: Yoshikazu Ota, Japan; Tutor: Amanda Elioff (USA)


Sechs Experten aus 6 Ländern nahmen an den Beratungen in Helsinki teil.

Zu Beginn der Sitzung wurden die zu erreichenden Ziele für die nächsten Jahre definiert. Hauptziel ist die Erstellung eines internationalen Syntheseberichtes über Umweltauswirkungen – unabhängig davon, ob nützlich oder schädlich – die der Tunnelbau auf die Umwelt hat. Anhand von Fallbeispielen soll dabei veranschaulicht werden, welche Auswirkungen spezielle Projekte auf die Umwelt und den Klimaschutz im Mitgliedsland und überregional hatten. Daneben soll die Sammlung über entsprechende Projekte der Mitgliedsländer fortgeführt werden. Der Abschluss dieser Arbeiten ist für 2012 und der endgültige Entwurf des Berichtes für 2013 geplant.


Arbeitsgruppe 17: Lange Tunnel in großer Tiefe

Leitung: Gérard Seingre, Schweiz; stellvertretende Leitung: Jenny Yan, China; Tutor: Piergorgio Grasso, Italien


Auf der Sitzung, an der 10 Vertreter aus 10 Ländern teilnahmen, wurde zunächst Jenny Yan (China) als stellvertretende Leiterin der Arbeitsgruppe als Nachfolgerin für Minoru Shimokawachi (Japan) gewählt.

Nachdem die Arbeitsgruppe bereits vor dem WTC 2010 in Vancouver den ITA-Report 4 „Lange Tunnel in großer Tiefe“ fertig gestellt hatte, hat sie die zukünftigen Arbeiten festgelegt. Zunächst soll ein Weißbuch zur Finanzierung von Mega-Projekten erarbeitet werden. Es ist beabsichtigt, dieses im Laufe des Jahres 2012 zu veröffentlichen. Darüber hinaus soll ein Bericht über Zugangsstollen und Schächte bis 2013 veröffentlicht werden.


Arbeitsgruppe 19: Konventioneller Tunnelbau

Leitung: Heinz Ehrbar, Schweiz; stellvertretende Leitung: Robert Galler, Österreich; Tutor: Markus Thewes, Deutschland


Insgesamt 13 Teilnehmer aus 11 Ländern beteiligten sich an den Beratungen dieser Arbeitsgruppe. Zu Beginn der Sitzung wurden 2 Vorträge gehalten: einer zur U-Bahn in San Francisco unter dem Titel „Traditionelle Praktiken beim konventionellen Tunnelbau im städtischen Umfeld in den USA“ und ein zweiter, der sich mit dem Vergleich von Design-Bid-Build (DBB) und Design-Build (DB) Verträgen beschäftigte.

Die Hauptaufgabe der Arbeitsgruppe 19 ist nach wie vor die Aufstellung eines Leitfadens für spezielle vertragliche Aspekte beim konventionellen Tunnelbau. Zur Sitzung wurde der zweite Entwurf vorgelegt und intensiv diskutiert. Es ist vorgesehen, den Leitfaden bis zur nächsten Sitzung in Bangkok soweit fertig zu stellen, dass dieser dem ITA-Vorstand vorgelegt werden kann.

Anknüpfend an die Diskussionen im Vorjahr ist geplant, ein gemeinsames Dokument zu Tunnelbauverfahren zu erstellen. Die Arbeiten dazu sollen 2012 begonnen werden.


Arbeitsgruppe 20: Innerstädtische Probleme, unterirdische Lösungen

Leitung: Wout Broere, Niederlande; stellvertretende Leitung: derzeit vakant; Tutor: Pàl Kocsonya, Ungarn


Aus 13 Ländern nahmen 19 Experten an den Beratungen dieser Arbeitsgruppe teil.

Die Gruppe hat gute Fortschritte in der Ausarbeitung eines Überblicks über typische Herausforderungen städtischer Planungen und der dazu verfügbaren Lösungen durch Nutzung des unterirdischen Raumes erzielen können. Der endgültige Entwurf des Berichtes unter dem Titel „Städtische Probleme – unterirdische Lösungen“ wurde von der Gruppe auf der Sitzung verabschiedet.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Sammlung von Fallbeispielen, die den Vorteil von unterirdischen Anlagen verdeutlichen. Hierbei liegt der Fokus auf dem Einfluss der unterirdischen Infrastruktur auf Sachwerte sowie der Bereitstellung einer soliden Basis für die Kosten-Nutzen-Analyse.


ITA-CET – Committee on Education and Training

Das Komitee für Ausbildung und Training (ITA-CET) hat sich seit der Vollversammlung 2010 in Vancouver 2 x getroffen. Insgesamt wurden bisher 18 Trainingskurse angeboten, darunter einer in französischer Sprache und ein Online-Trainingskurs an der Universität Texas. Die Themen waren beispielsweise: Konventioneller Tunnelbau, Mechanisierter Tunnelbau, Spritzbeton, Abdichtung, Risiko-Management, Sicherheit und Gesundheit, Nutzung unterirdischer Räume, Überwachung und Betrieb, Unterwassertunnel, Versorgungstunnel in Städten, Entwurf von Tunneln und Innovationen im Tunnelbau. Die Aktivitäten erfolgen in enger Zusammenarbeit mit der ITACET-Stiftung.


ITACET-Stiftung

Die am 25. September 2009 gegründete „Stiftung für Ausbildung und Training im Tunnelbau und der Nutzung unterirdischer Räume (ITACET)“ dient zur administrativen und finanziellen Durchführung von Ausbildungs- und Trainingsmaßnahmen. Ihr Hauptziel ist es, insbesondere in Schwellenländern die Ausbildung von im Tunnelbau tätigen Personen zu fördern.

Der Stiftungsrat hat sich seit dem WTC 2010 2 x getroffen. Innerhalb des ersten vollen Jahres nach der Gründung ist zunächst das Sekretariat in enger Zusammenarbeit mit dem der ITA installiert und die Webseite (www.itacet.org) online gestellt worden. Darüber hinaus wurden bisher 7 newsletter versendet. Insgesamt wurden bisher 18 Trainingsprogramme in Zusammenarbeit mit dem ITA-CET-Komitee vorbereitet sowie eine Experten-Datenbank aufgebaut.

Nach dem WTC ’10 wurden folgende Trainingskurse durchgeführt: Unterwassertunnel (Abu Dhabi, Oktober 2010), Baumethoden (Buenos Aires, Oktober 2010), Entwurfsgrundlagen (Bangkok, November 2010, und Kuala Lumpur, Februar 2011) sowie Spritzbeton (Helsinki, Mai 2011 – WTC 2011). An den Kursen nahmen jeweils zwischen 40 und 160 Personen teil. In Summe haben seit der Gründung von ITACET rund 700 Personen Trainingskurse besucht. Darüber hinaus sind folgende Kurse konkret geplant: Numerische Methoden (Hagenberg, Österreich, Juli 2011), Betriebliche Sicherheit (Shanghai, China, November 2011), Tunnelbau (Phnom Penh, Kambodscha, Dezember 2011) sowie Städtischer Tunnelbau (Bangkok, Thailand, Mai 2012 – WTC 2012).

Generell ist beabsichtigt, Veranstaltungen für Schwellenländer finanziell zu sponsern sowie Rahmenvereinbarungen mit den ITA-Mitgliedsländern und der Tunnelindustrie zu unterzeichnen.


ITA-COSUF – Committee on Operational Safety of Underground Facilities

Leitung: Didier Lacroix, Frankreich; Tutor: Felix Amberg, Schweiz


Das Komitee für betriebliche Sicherheit in unterirdischen Anlagen (ITA-COSUF) hat derzeit korporative 71 Mitglieder aus 23 Ländern. COSUF versteht sich als ein Kompetenzzentrum für den weltweiten Austausch von Fachwissen und Informationen bezüglich Sicherheit in unterirdischen Anlagen. Der Kern des Komitees sind die 4 Arbeitsgruppen:

AG 1: Interaktion mit europäischen und internationalen Aktivitäten

AG 2: Empfehlungen und bewährte Verfahren

AG 3: Forschung und neue Erkenntnisse

AG 4: Europäisches Forum für Sicherheitsbeauftragte von Straßentunneln.


Kurz nach dem WTC 2010 in Vancouver hat am 8. Juni 2010 die COSUF-Mitgliederversammlung in Frankfurt zusammen mit einem Workshop unter dem Titel „Gefährdungsbeurteilung – Stand der Technik zum Umgang mit Sicherheit in unterirdischen Anlagen“ stattgefunden. Der Tagungsband ist auf CD verfügbar. Ein weiterer interner Workshop wurde unter dem Titel „City-Tunnel in Stockholm – Mittel zum effizienten und sicheren Transport“ am 19. und 20. Oktober 2010 in Stockholm durchgeführt.

Die am 23. Mai 2011 im Zusammenhang mit dem WTC in Helsinki durchgeführte jährliche Mitgliederversammlung wurde wieder mit einem öffentlichen Workshop gekoppelt, auf dem 11 Fachvorträge gehalten wurden. Überschrieben war der Workshop mit „Sicherheit in unterirdischen Anlagen – Wie weit muss man gehen?“ (Bild 7).


Die Präsentationen und Diskussionen behandelten folgende Themen:

Gefährliche Zwischenfälle – Auswirkungen und Belastungen

Simulation, Validierung und Maßnahmen zur Ausmaßminderung

Erfahrungen aus der Umsetzung.


Die zahlreichen Teilnehmer beteiligten sich sehr rege an den Diskussionen, denen bewusst einen großer Zeitrahmen eingeräumt worden war. Die Vortragsfolien wurden den Teilnehmern zwischenzeitlich auf einer CD zugesendet und können den COSUF-Mitgliedern auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden.

Auf der Mitgliederversammlung berichteten der Vorsitzende und die Arbeitsgruppenleiter über die Aktivitäten des vergangenen Jahres und gaben einen Ausblick auf die geplanten Aktivitäten im kommenden Jahr.

Auf eigenen Wunsch hat der bisherige Vorsitzende Felix Amberg sein Amt niedergelegt. Die Mitgliederversammlung bestätigte daraufhin den Vorschlag der Lenkungsgruppe und wählte Didier Lacroix als neuen Vorsitzenden. Felix Amberg steht COSUF zukünftig als Tutor zu Verfügung.

Der „Preis für herausragende Arbeiten im Arbeitsgebiet von COSUF“ für 2010 wurde im Rahmen des Workshops an Stefan Kratzmeir aus Deutschland für seine Arbeiten auf dem Gebiet des Brandschutzes von Tunneln mit Wassernebelanlagen verliehen (Bild 8).


ITA-CUS – Committee on Underground Space

Das Komitee zur Nutzung des unterirdischen Raumes hat sich zur Aufgabe gestellt, in der Öffentlichkeit das Bewusstsein dafür zu schärfen, welche Möglichkeiten unterirdische Räume und Anlagen bieten. Unter dieser Zielsetzung hat ITACUS die öffentliche Fachsitzung des WTC ’11 gestaltet. Darüber und über die Ziele von ITACUS wurde bereits zuvor ausführlich berichtet.


ITA-TECH – Committee on Technologies and Development

Auf der diesjährigen Mitgliederversammlung haben die Ländervertreter beschlossen, ein neues Komitee für „Technologie und Entwicklung“ zu gründen. Mit diesem Komitee soll den in der ITA vertretenen Lieferanten und Herstellern eine Plattform gegeben werden, um Technologien und industrielle Entwicklungen für das unterirdische Bauen zielgerichtet verbessern zu können. Ziel ist die Förderung neuer und verbesserter Bautechnologien sowie die Förderung nachhaltiger Entwicklungen unterirdischer Räume.

ITA-TECH soll ein Forum werden, in dem Themen des unterirdischen Bauens offen diskutiert und die Schlussfolgerungen daraus in die Praxis umgesetzt werden können. So sollen insbesondere technologische Entwicklungen aktiv mit gestaltet werden, um die Herausforderungen der Tunnelbauindustrie zu meistern. Zu diesen Herausforderungen zählen beispielsweise die Forderung zur Verringerung der Risiken, der große Zeitdruck bei Projekten, die geforderte Kosteneffizienz, erweiterte Sicherheitsstandards sowie der Mangel an gut ausgebildetem technischem Personal.


Die Ziele von ITA-TECH sind konkret:

Entwicklung von Ideen und Konzepten für neue und verbesserte Technologien beim unterirdischen Bauen

Aufstellung technischer Richtlinien und Empfehlungen als Grundlage für zukünftige Standards

Frühzeitige Erkennung von Markt- und Branchentrends

Erarbeitung eines gemeinsamen Verständnisses für neue Technologien als Basis für die schnelle Umsetzung in marktfähige Produkte

Bereitstellung einer Umgebung für aktiven regelmäßigen Austausch technischer Informationen zwischen Lieferanten, Auftragnehmern und Planern

Formulierung von Sachargumenten aus Sicht der Industrie (Prime-Sponsoren) für politische Entscheidungsträger.


Von der Erreichung dieser Ziele profitieren nicht nur die Experten der verschiedenen Unternehmen sondern die gesamte Branche über der Verbesserung der Akzeptanz des unterirdischen Bauens.


ITA-TECH wird insgesamt 8 Arbeitsgruppen einrichten, wovon sich die ersten 7 an den Prozessen beim unterirdischen Bauen orientieren und eine weitere Gruppe sich übergreifend mit dem Entwurf von Tunneln beschäftigt:

Erkundung

Aushub

Ausbau (temporäre Sicherung)

Innenausbau und Abdichtung

Installation und Betriebstechnische Ausstattung

Überwachung und Monitoring

Instandhaltung und Sanierung

Entwurf (über alle vorgenannten Prozesse).


Die Ziele der Arbeitsgruppen sind die Sammlung von Informationen, die Erstellung von Berichten, die Erarbeitung von Konzepten, die Ausarbeitung von Leitlinien und Empfehlungen, die Initiierung von Forschungsvorhaben sowie die Formulierung von erforderlichen Ausbildungsprogrammen.


6 Veröffentlichungen und Auskünfte

Weitere Auskünfte über den Welttunnelkongress und die ITA-Jahrestagung 2011 in Helsinki sowie über die wichtigsten Beschlüsse der Mitgliederversammlung und die Aktivitäten der Arbeitsgruppen sind auf der Webseite www.ita-aites.org, in den ita@news (kostenlos zu abonnieren über www.ita-aites.org) sowie in dem Band der Kurzfassungen und dem zugehörigen USB-Stick zum Welttunnelkongress zu finden.


Weitergehende Auskünfte über die ITA und die künftigen ITA-Jahrestagungen erteilen:

Geschäftsstelle des Deutschen Ausschusses für unterirdisches Bauen e.V. – DAUB, Mathias-Brüggen-Str. 41, D-50827 Köln (www.daub-ita.de) oder das Sekretariat der ITA – International Tunnelling and Underground Space Association (c/o EPFL), GC D 1 402 (Bât. GC), Station 18, CH-1015 Lausanne (www.ita-aites.org) sowie die Sekretariate der nationalen Tunnelbaugesellschaften in den verschiedenen ITA-Mitgliedsländern.

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