Neues Forschungsvorhaben „Sichere Knotenpunkte für schwächere Verkehrsteilnehmer“ mit Beteiligung der STUVA

Die STUVA führt unter Leitung der Bergischen Univer-sität Wuppertal, Lehr- und Forschungsgebiet Straßenverkehrsplanung und -technik (Leitung) sowie in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo), Projektgruppe „Altern und ZNS-Veränderungen“ das Forschungsvorhaben „Sichere Knotenpunkte für schwächere Verkehrsteilnehmer“ durch. Auftraggeber des mit einer Laufzeit von 2 Jahren angesetzten Forschungsvorhabens ist der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV).

Mehr als jeder zweite Unfall in Ortschaften geschieht an einem Knotenpunkt. 1/3 dieser Unfälle ereignet sich an lichtsignalgeregelten, die Hälfte an vorfahrtgeregelten und die restlichen an rechts-vor-links-geregelten Knotenpunkten. Nicht alle Defizite schlagen sich dabei in der Unfallstatistik nieder. Als Beispiel sei eine fehlende Absenkung für Rollstuhlbenutzer an Überquerungsstellen genannt. Diese kann dazu führen, dass der Rollstuhlfahrer die Fahrbahn nicht schnell genug verlassen kann, dennoch wird ein Unfall zwischen einem Kraftfahrzeug und einem querenden Roll-stuhlfahrer ein äußerst seltenes Ereignis sein. Es setzt sich immer häufiger die Ansicht durch, dass die Verkehrsräume den Anforderungen der schwächeren Verkehrsteilnehmer nicht weit genug entsprechen.

Zu den „schwächeren Verkehrsteilnehmern“ zählen Kin-der sowie ältere und mobilitätsbehinderte Menschen. Diese sind im Verkehrsraum aufgrund ihrer körperlichen und kognitiven Einschränkungen häufig benachteiligt. Doppelt schwer wiegt die Tatsache, dass diese Personengruppen bei Verkehrs-unfällen zu Fuß oder mit dem Fahrrad besonders häufig (Kinder) oder besonders schwerwiegende Verletzungen bis hin zur Todesfolge (ältere Verkehrsteilnehmer) erleiden. Bei den älteren Menschen kommt das erhöhte Mortalitätsrisiko bei gleicher Unfallschwere als zusätzlicher negativer Einflussfaktor bei den Unfallfolgen hinzu. So war z. B. 2006 jeder zweite getötete Fußgänger oder Radfahrer mindestens 65 Jahre alt. Bei den Kindern verunglückte etwa 1/3 mit dem Fahrrad, 1/4 als Fußgänger. Knotenpunkte haben dabei ein besonders hohes Risikopotenzial. Für mobilitätsbehinderte Personen gilt: Wenn man das gesamte Straßenverkehrsunfallgeschehen betrachtet, sind Unfälle in dieser Personengruppe zwar seltene Ereignisse; es besteht aber im Vergleich mit anderen Gruppen oftmals ein deutlich erhöhtes Unfallrisiko.

Das hohe Gefährdungsrisiko für die genannten Gruppen kann sich dabei aus mehreren Gründen ergeben. Möglicherweise werden die Anforderun-gen von Kindern, älteren und mobilitätsbehinderten Men-schen bei der Gestaltung von Verkehrsräumen in den Regelwerken nicht ausreichend berücksichtigt. Ein weiterer Aspekt könnte sein, dass ein potenziell vorhandener Spielraum bei den Vorgaben aus den Regelwerken nicht immer im Sinne schwächerer Verkehrs-teilnehmer umgesetzt wird, da z. B. Nachteile für die Verkehrsabwicklung (Leistungsfähigkeit) befürchtet werden. Viele Sicherheitsdefizite entstehen zudem erst während der Planung oder Umsetzung. Das belegen Erfahrungen aus der Auswertung von Pilotaudits bei der Qualifizierung von Sicherheitsauditoren.

Ziel des Forschungsvorha-bens ist es, die Gestaltung von Knotenpunkten im Hinblick auf die Anforderungen schwächerer Verkehrsteilnehmer zu überprüfen, konkrete Maßnahmenvorschläge für die zukünftige Gestaltung zu unterbreiten und möglichen Handlungsbedarf für die entsprechenden Regelwerke aufzuzeigen. Das Forschungs-vorhaben soll Ende 2011 abgeschlossen sein.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 05/2010 STUVA-Nachrichten

STUVA Nachrichten

Untertiteltext Deutsch

Friedrich Krüger 65 Jahre Der Leiter der Gruppe Um-weltschutz, Schall- und Schwin-gungstechnik der STUVA e.V., Dr.-Ing. Friedrich Krüger (Bild), konnte Ende 2009 seinen 65. Geburtstag feiern. Dr....

mehr
Ausgabe 03/2014 Forschungsbericht

„Sichere Knotenpunkte für schwächere Verkehrsteilnehmer“

Schwächere Verkehrsteilnehmer benötigen einen besonderen Schutz im Straßenverkehr. Allerdings bedarf es keiner grundlegend neuen alters- oder gruppenspezifischen Entwurfsregelwerke. Das hat eine...

mehr
Ausgabe 06/2020 STUVA-Forschungsvorhaben

Schlussbericht zur „Verkehrssicherheit von Überquerungsstellen für Fußgänger und Radfahrer über Straßenbahn- und Stadtbahnstrecken“ veröffentlicht

Unfälle zwischen Straßenbahnen und zu Fuß gehenden oder Rad fahrenden Personen treten im absoluten Vergleich zu den übrigen Straßenverkehrsunfällen in Deutschland glücklicherweise relativ...

mehr
Ausgabe 03/2012 Forschung und Entwicklung

STUVA Nachrichten

Neues Forschungsvorhaben ESIMAS Am 19. Januar 2012 fand in der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) die Auftaktveranstaltung zum Verbundprojekt ESIMAS (Echtzeit-Sicherheits-Management-System für...

mehr
Ausgabe 02/2019

Umweltbundesamt beauftragt STUVA mit Bewertung des „Acoustic Vehicle Alerting System“ für Elektrofahrzeuge

Die STUVA bearbeitet im Auftrag des Umweltbundesamtes das Forschungsvorhaben „Lärmtechnische Bewertung des Acoustic Vehicle Alerting System (AVAS)“. Dabei handelt es sich um ein System für...

mehr