STUVA-Forschung: Verbundprojekt SIKET erreicht Meilenstein

Evaluierung und Weiterentwicklung der Sicherheitskonzepte für Eisenbahntunnel

Es ist Halbzeit für das seit September 2018 laufende Forschungsverbundprojekt „Evaluierung und Weiterentwicklung der Sicherheitskonzepte für Eisenbahntunnel (SIKET)“ und damit der Moment für eine Zwischenbilanz. Deshalb haben die STUVA und ihre Projektpartner vom 11. bis zum 12. Februar 2020 die bisherigen Forschungsergebnisse auf einem Meilensteintreffen in der Hessischen Landesfeuerwehrschule (HLFS) in Kassel präsentiert.

Ziel des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts ist es, die Wirksamkeit der vorgeschriebenen Sicherheitskonzepte für Eisenbahntunnel zu verbessern. Um im Brand- und Katastrophenfall die Sicherheit der Fahrgäste zu erhöhen, werden in SIKET die bisherigen Regeln und Vorgehensweisen bei der Erstellung von Sicherheitskonzepten umfassend überprüft und validiert. Dabei werden von den Forschungspartnern alle Aspekte neu überdacht. So werden neben soziologischen Studien zum Verhalten von Personen in kritischen Situationen beispielsweise auch die Ausbildung der Rettungskräfte und die Abstimmung der einzelnen Glieder in der Rettungskette in Notfallübungen analysiert und optimiert.

Eine der Aufgaben der STUVA im Projekt ist es, mit computergestützen Brandsimulationen Daten zur Rauchausbreitung zu generieren, die vom Forschungspartner Metric Minds zur Modellierung einer hinsichtlich Rauchausbreitung und Sichtweite realistischen virtuellen Realität verarbeitet werden. Wie gut das jetzt schon gelingt, konnte bei dem Treffen demonstriert werden. Mittels 3D-Brille taucht der übende Feuerwehrmann in die virtuelle Realität eines Tunnelbrandeinsatzes ein. Die Bewegungen des Trainierenden im dreidimensionalen Raum werden über sogenannte Tracker erfasst. Wie im echten Einsatz können beispielsweise Türen geöffnet oder
Einsatzmittel wie Leuchten abgelegt werden. Zur Steigerung des realistischen Eindrucks für den Übenden lässt sich die 3D-Simulation mit einem sogenannten Omnideck koppeln. Auf diesem Untergrund mit beweglichen Rollen entsteht für den Nutzer der Eindruck, dass er in jede Richtung des virtuellen Raums beliebig weit laufen kann, ohne dass er sich tatsächlich von der Stelle bewegt (Bild 1).

Für die zweite Halbzeit ihres Forschungsprojekts haben sich die SIKET-Partner viel vorgenommen. Vor allem sollen die Simulationen noch detaillierter und realistischer werden. So lässt sich die Software bislang nur im „Single-Player-Modus“ nutzen. Künftig sollen auch alle Kräfte eines Löschtrupps gemeinsam und interaktiv in Schadensszenarien trainieren können. Bis zum Laufzeitende des Projekts werden die Forscher die Übungskonzeption für Unfälle in Tunneln weiter überarbeiten. Am Ende des Forschungsprojekts soll dann eine frei konfigurierbare virtuelle Übungsrealität für Einsatzkräfte zur Verfügung stehen, mit der es möglich ist, anhand simulierter Brände echtes Einsatzgeschehen für ganz konkrete Tunnel und Einsatzlagen sicher einzuüben.

Ein wichtiger Zusatznutzen des virtuellen Trainings ist, dass die Zahl aufwendiger und teurer Großübungen in Streckentunneln künftig deutlich reduziert werden kann. So lässt sich schon jetzt eine realistische Verrauchung des Einsatzortes günstiger und vor allem genauer virtuell simulieren, als in der Realität einer Großübung vor Ort. Und schließlich ist ein Brand in einem Eisenbahntunnel ein äußerst seltenes Ereignis. Die bislang für Rettungsübungen notwendigen Zeiten lassen sich daher besser für den ursprünglichen Zweck der Eisenbahntunnel nutzen: einen sicheren und schnellen Zugverkehr.

Auf der Grundlage der bisher erreichten Forschungsergebnisse werden jetzt die bestehenden Regelungen fortgeschrieben. Das Forschungsprojekt SIKET läuft noch bis zum 31. Juli 2021.

SIKET
Projektpartner

Eisenbahn­-Bundesamt (EBA), Bonn, Verbundkoordinator
Studiengesellschaft für Tunnel und Verkehrsanlagen – STUVA e.V., Köln
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Deutsches Rotes Kreuz Bezirksverband Frankfurt am Main
Hessische Landesfeuerwehrschule, Kassel
Deutsche Bahn AG, Frankfurt am Main
IST GmbH, Frankfurt am Main

Assoziierte Partner

Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW), Bonn
Berufsfeuerwehr Frankfurt, Frankfurt am Main
Regierungspräsidium Gießen, Gießen
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (VDV), Köln
International Fire Academy, Balsthal (Schweiz)
Schweizerische Bundesbahn AG, Bern (Schweiz)
Bundesamt für Verkehr BAV, Bern (Schweiz)
Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie,
Wien (Österreich)
Österreichische Bundesbahnen, Wien (Österreich)
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