Forschung und Entwicklung

STUVA Nachrichten

Carl-Rappert-Grundbaupreis an STUVA-Mitarbeiter Dr.-Ing. Christian Thienert verliehen

Dr.-Ing. Christian Thienert, STUVA, hat im Rahmen der 32. Baugrundtagung in Mainz die höchste Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Geo-
technik e.V. (DGGT) erhalten, den ersten Preis des von Keller Grundbau gestifteten Carl-Rappert-Grundbaupreises. Mit dem Carl-Rappert-Grundbaupreis soll der Nachwuchs in seinem Bestreben um wissenschaftliche Exzellenz auf dem Gebiet der Geotechnik gefördert werden. Die Verleihung erfolgte in Würdigung von Thienerts Forschungsarbeit „Zementfreie Mörtel für die Ringspaltverpressung beim Schildvortrieb mit flüssigkeitsgestützter Ortsbrust“ und deren besonderer Bedeutung für den Grundbau.

In seiner Arbeit hat Dr. Thienert (Bild 1) aufgezeigt, dass zementfreie Ringspaltmörtel im ausreichend wasserdurchlässigen Baugrund mindestens gleichwertig gegenüber konventionellen zementhaltigen Mörteln sind. Häufig entwickeln diese sogar eine höhere Bettungsfrühfestigkeit, was für die Vermeidung von Tübbingschäden ein entscheidender Vorteil ist. Darüber hinaus hat er grundlegend neue Erkenntnisse zur Stützdruckübertragung erarbeitet, die für Standsicherheitsbetrachtungen sowohl bei Tunnelvortrieben mit Flüssigkeitsstützung als auch bei Schlitzwänden von großer praxisrelevanter Bedeutung sind.

Der zweite und dritte Preis des Carl-Rappert-Grundbaupreises ging an Frau Dipl.-Ing. Bozhana Stefanova von der TU Hamburg-Harburg bzw. Dr.-Ing. Emanuel Birle von der TU München. Über die Verleihung entschied ein unabhängiges Auswahlgremium bestehend aus Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach, Prof. Dr.-Ing. Peter-Andreas von Wolffersdorff und Dr.-Ing. Wolfgang Sondermann.

 

STUVA-Forschungsergebnisse als Buch „Barrierefreier ÖPNV in Deutschland“ als 2. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage in der „Blauen Reihe“ des VDV erschienen

In Deutschland leben derzeit (Stand 2012) etwa 9,6 Mio. Bürgerinnen und Bürger mit einer Behinderung. Zahlreiche weitere Menschen sind dauerhaft oder temporär von einer für die Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs relevanten Mobilitätseinschränkung betroffen, die jedoch nicht zwangsläufig die Schwere einer Behinderung erreichen muss. Zu dieser Gruppe, zu der aktuell über 30 % der Bevölkerung in Deutschland gehören, zählen ältere Menschen, Kinder und auch Fahrgäste mit Kinderwagen oder Gepäck. Bei Betrachtung der demografischen Entwicklung wird diese Gruppe aufgrund der größeren Zahl älterer Menschen in den nächsten Jahren deutlich wachsen.

Die STUVA hat sich den daraus ergebenen hohen Anforderungen an einen barrierefreien ÖPNV im zwischenzeitlich abgeschlossenen Forschungsvorhaben „Analyse des derzeitigen Entwicklungsstandes barrierefreier Lösungen für mobilitätseingeschränkte Personen im ÖPNV“ gewidmet. Die Ergebnisse des durch Mittel des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie des VDV Förderkreises unterstützten Vorhabens hat der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) in seiner sogenannten „Blauen Reihe“ herausgegeben. Das über 600 Seiten umfassende Buch wurde soeben auf der InnoTrans 2012 von VDV-Präsident Jürgen Fenske an Bundesminister Dr. Peter Ramsauer überreicht (Bild 3) und von der STUVA im Rahmen einer Präsentation der Fachöffentlichkeit vorgestellt (Bild 2).

Das Buch wurde als vollständig überarbeitete Neuauflage des Buchs „Barrierefreier ÖPNV in Deutschland“ realisiert. Es behandelt breit angelegt die neuesten Maßnahmen zur Barrierefreiheit in allen Bereichen des ÖPNV – von den Fahrzeugen über die Infrastruktur bis hin zu Information und Service. Ferner stellt es die aktuellen gesetzlichen Grundlagen auf nationaler und europäischer Ebene und die neuesten technischen Regelwerke vor. Darüber hinaus werden die unter der aktuellen Gesetzeslage vielfältig geänderten Förderungsvoraussetzungen erläutert, die Erfahrungen aus der Praxis der letzten Jahre zusammengefasst und daraus Empfehlungen für die weitere Entwicklung abgeleitet. Anhand zahlreicher Beispiele aus Praxis und Forschung werden breitgefächert Anregungen und Lösungen zur Umsetzung eines barrierefreien ÖPNV bei neuen städtebaulichen Projekten und auch bei der Sanierung bestehender Anlagen und Fahrzeuge gegeben, um den ÖPNV zu einem Garanten für die Mobilität aller Menschen zu machen.

Bereits vor über 10 Jahren wurde mit der Erstausgabe des Buches eine Zwischenbilanz der Bestrebungen nach einem Gesamtkonzept für einen barrierefreien ÖPNV vorgelegt. Es wurden hier erstmals umfassend mögliche Lösungen für einen kontinuierlichen Entwicklungsprozess anhand vieler praktischer Beispiele unter gleichzeitiger Beachtung der betrieblichen Erfordernisse und der wirtschaftlichen Grenzen aufgezeigt. Nun liegt mit der vollständig überarbeiteten Neuauflage des Buchs eine umfassend aktualisierte Bestandsaufnahme der bereits seit vielen Jahren vergriffenen, aber immer wieder nachgefragten Erstausgabe vor. Die erneut durchgängig deutsch/englische Fassung soll die internationale Bedeutung des Themas unterstreichen und die inzwischen gewonnenen umfassenden Erfahrungen weit über Ländergrenzen hinaus transportieren. Das Buch ist über den Buchhandel oder direkt beim Alba Fachverlag zum Preis von 97,- Euro zu beziehen.

 

Unterirdisches Bauen auf der InnoTrans 2012 in Berlin

„Tunnel sind ein wichtiger Teil der Infrastruktur“, das verdeutlichte der Geschäftsführer der STUVA, Dr.-Ing. Roland Leucker, bei der Pressekonferenz zum Auftakt der InnoTrans, der weltgrößten Messe für Verkehrstechnik. Er verschaffte den anwesenden Journalisten mit anschaulichen Beispielen zur Steigerung des Mobilitätsbedarfs und Verkürzung von Fahrzeiten einen Überblick über die Vorteile, die sich ergeben, wenn notwendige Infrastruktur unter die Erde verlegt wird.

In den im Rahmen der InnoTrans Convention stattfindenden Internationalen Tunnel-Foren wurden weitere Aspekte Unterirdischen Bauens beleuchtet (Bild 4).

Im ersten Forum diskutierten Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Baltzer, Aufsichtsratsvorsitzender BUNG Ingenieure AG und Vorsitzender des RABT-Ausschusses; Bruno Bouthors, Director Safety & Sustainable Development, Eurotunnel; Dr.-Ing. Jens Böhlke, Präsident Abteilung Infrastruktur des Eisenbahn-Bundesamtes und Dipl.-Ing. Otto Schließler, Leiter des Stadtbahnbauamtes Dortmund, die Fragestellung „Nutzersicherheit – Ein Spagat zwischen Fahrzeug- und Tunneldesign?“. Die optimale Herangehensweise an die besonderen Herausforderungen bei der Brandbekämpfung in unterirdischen Anlagen war das Thema dieser Diskussionsrunde. Dabei spielen sowohl die Fluchtmöglichkeiten der Nutzer als auch der Angriff der Rettungskräfte naturgemäß eine große Rolle.

Einigkeit bestand darin, dass eine möglichst frühzeitige Brandbekämpfung direkt im Schienenfahrzeug die Auswirkungen eines Brandes stark reduzieren kann. Dennoch sind präventive Maßnahmen in den Stationen und Bahnhöfen erforderlich.

„Ohne Einbeziehung und Beteiligung der betroffenen Anwohner geht es nicht“. Darüber waren sich die Podiumsteilnehmer bei dem weiteren im Rahmen der InnoTrans Convention stattfindenden Tunnelforums einig. Unter der Fragestellung „Infrastrukturen für Europa – Große Ziele ohne Großprojekte?“ setzten sich Dipl.-Ing. Wolfgang Arnold, Technischer Vorstand der Stuttgarter Straßenbahnen AG und Leiter der VDV-Arbeitsgruppe zur Erarbeitung eines Leitfadens für die Umsetzung von Großprojekten, Steen Lykke, Technischer Direktor von Femern A/S und Projektleiter der Fehmernbeltquering, Luc Vansteenkiste, Director-General Infrastructure von Infrabel, dem belgischen Bahninfrastrukturverwalter und Präsident des RailNetEurope sowie Dr. Georg-Michael Vavrovsky, Vorstandsmitglied der ÖBB-Infrastruktur AG mit der Umsetzung von Großprojekten auseinander. In der heutigen Zeit kommt es darauf an, den von der Realisierung eines großen Infrastrukturprojektes unmittelbar Betroffenen einen genauen Überblick über die Auswirkungen und vor allem den Nutzen einer solchen Maßnahme zu verschaffen. Letztendlich sehen sich die Ingenieure als Dienstleister für die Bevölkerung, die deren Wünsche nach Mobilität umsetzen.

Die Foren werden bereits zum vierten Mal von der STUVA in Kooperation mit der Messe Berlin durchgeführt. Sie begleiten das Ausstellungssegment Tunnel Construction inhaltlich. In diesem Jahr erfuhren die Foren einen außergewöhnlich großen Zuspruch durch die Fachbesucher. Dies verdeut-licht noch einmal die steigende Bedeutung von unterirdischen Anlagen für eine moderne und nachhaltige Infrastruktur.


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