Österreich/Italien

Brenner Basistunnel – Stand der Arbeiten, Sommer 2025

Der Brenner Basistunnel (BBT) ist ein im Bau befindlicher, flach verlaufender Eisenbahntunnel, der zwei Staaten miteinander verbinden wird. Er verläuft zwischen Innsbruck (Österreich) und Franzensfeste (Italien) auf einer Länge von 55 km. Im Mai 1994 wurde im Süden von Innsbruck eine Eisenbahnumfahrung, der sogenannte „Inntaltunnel“ eröffnet. In diesem 12,7 km langen Tunnel befindet sich eine Anbindung an den Brenner Basistunnel.  Personen- und Güterzüge, die auf dieser Strecke reisen, befinden sich daher zusätzlich zum BBT einige Kilometer lang im Inntaltunnel. Diese insgesamt 64 Tunnelkilometer werden künftig zur längsten unterirdischen Eisenbahnverbindung der Welt.

Der BBT besteht aus zwei 8,1 m breiten Tunnelröhren, die eingleisig in einem Abstand von 40–70 m verlaufen. Die beiden Hauptröhren sind alle 333 m durch Querschläge miteinander verbunden. Die Gesamtbaukosten werden mit rund 10,5 Milliarden Euro prognostiziert. Die Inbetriebnahme des Brenner Basistunnels ist für 2032 vorgesehen. Nach rund 26 Monaten Vortrieb hat TBM Ida Ende August 2025 den ersten Durchbruch der Haupttunnelröhre auf österreichischer Seite vollzogen
Credit/Quelle: BBT SE

Nach rund 26 Monaten Vortrieb hat TBM Ida Ende August 2025 den ersten Durchbruch der Haupttunnelröhre auf österreichischer Seite vollzogen
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Erster TBM-Durchbruch einer Haupttunnelröhre in Österreich

Ein bedeutender Moment für das grenzüberschreitende Eisenbahninfrastrukturprojekt Brenner Basistunnel: Nach rund 26 Monaten ununterbrochener Arbeit hat die Tunnelbohrmaschine (TBM) Ida am 22. August 2025 erfolgreich den ersten Durchbruch der Haupttunnelröhre auf österreichischer Projektseite vollzogen. Die Durchbruchsstelle befindet sich im Bereich der Gemeinde Navis (Wipptal) in einem bestehenden Hilfsangriff „IRIS“, der an das Baulos „H53 Pfons-Brenner“ grenzt. Im modernen Tunnelbau stellt der Hilfsangriff eine wichtige ergänzende Maßnahme dar, um den Haupttunnelvortrieb zu unterstützen sowie den betreffenden Tunnelabschnitt vorab zu sichern.

8400 Meter durch das Gebirge

Seit dem Start im Juni 2023 hatte sich Ida, eine rund 160 Meter lange und 2420 Tonnen schwere Tunnelbohrmaschine mit einem Bohrkopf-Durchmesser von 10,4 Metern, durch insgesamt 8400 Meter Gebirge im Baulos „H41 Sillschlucht–Pfons“ gefräst. Der Vortrieb erfolgte ausgehend vom Projektabschnitt Ahrental bei Innsbruck in der westlichen Haupttunnelröhre Richtung Süden und führte teilweise durch geologisch äußerst anspruchsvolle Zonen.

Ankunft TBM Lilia im Herbst geplant

Im Herbst 2025 wird der Durchbruch von Idas Zwillingsschwester, der TBM Lilia, in der östlichen Haupttunnelröhre erwartet. Damit wären sämtliche maschinellen Vortriebsarbeiten im Abschnitt Sillschlucht–Pfons abgeschlossen.

Maschinelle Vortriebe der Haupttunnelröhren in Italien im Mai abgeschlossen

Im Baulos „H61 Mauls 2–3“ des Brenner Basistunnels hatte die letzte der italienischen Tunnelbohrmaschinen den maschinellen Vortrieb des Haupttunnels West am 2. Mai 2025 erfolgreich abgeschlossen. Der Vortrieb der beiden Haupttunnelröhren war somit auf italienischem Projektgebiet beendet.

Abschluss des Vortriebs auf italienischer Seite in der westlichen Hauptröhre des Brenner Basistunnels am 2. Mai 2025
Credit/Quelle: BBT SE

Abschluss des Vortriebs auf italienischer Seite in der westlichen Hauptröhre des Brenner Basistunnels am 2. Mai 2025
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Mit ihrer Ankunft an der Staatsgrenze am Brenner, in einer Tiefe von rund 1400 m, hat Flavia, die letzte von drei Herrenknecht-Maschinen, den Vortrieb in der westlichen Hauptröhre für das Baulos H61 Mauls beendet. Mit zwei Maschinen vom Typ Doppelschild-TBM mit einem Durchmesser von 10,65 m bohrten die Mineure des ausführenden Joint Ventures der Unternehmen Webuild, Ghella, P.A.C. und Cogeis 14,3 km der beiden Hauptröhren. Sie meisterten dabei sowohl Gestein mit hoher Festigkeit als auch herausfordernde geologisch Störzonen. Eine weitere Doppelschild-TBM mit einem Durchmesser von 6,8 m setzten sie für den Bau eines Service- und Rettungstunnels unterhalb der Hauptröhren ein.

Alle Anwesenden feierten gemeinsam diesen Abschluss, der die Bedeutung des Infrastrukturprojekts für die Zukunft der grenzüberschreitenden europäischen Mobilität noch einmal hervorhob. Allen voran die TBM-Vortriebsmannschaft, die Flavia auf ihrer langen Reise durch das Herz der Alpen begleitet hatte.

65 000 Tübbinge

Allein TBM Flavia hat im Verlauf des maschinellen Vortriebs rund 65 000 Tübbinge als Innenschale des Haupttunnels eingebaut. Diese Betonfertigteile wurden unter Wiederverwendung von Tunnelausbruchsmaterial hergestellt. Dadurch konnten 30 % des Ausbruchsmaterials recycelt und die Arbeiten im Sinne der Kreislaufwirtschaft durchgeführt werden.

Bereits vor Flavia hatten zwei weitere TBM die Staatsgrenze unterhalb des Brennerpasses erreicht: Serena, die den Großteil des Erkundungsstollens auf italienischer Seite aufgefahren hatte, im November 2021 sowie Flavias „Zwillingsschwester“ Virginia im März 2023. Die drei auf italienischer Seite in Richtung Brenner eingesetzten TBM haben insgesamt knapp 43 km ausgebrochen.

Durchschlag der Haupttunnelröhre West im Baulos H53 Pfons–Brenner

Mit dem Durchschlag der westlichen Haupttunnelröhre des Brenner Basistunnels am 31. Mai 2025 konnte im österreichischen Baulos H53, Pfons–Brenner ein weiterer zentraler Abschnitt fertiggestellt werden. Der Durchbruch erfolgte nördlich der geologisch anspruchsvollen Hochstegenzone, rund 1200 m unter dem Padauner Kogel im Gemeindegebiet von Steinach. Bereits Anfang Mai wurde in diesem Bereich der Haupttunnel Ost durchschlagen.

Durchschlag der westlichen Haupttunnelröhre des Brenner Basistunnels am 31. Mai 2025 im österreichischen Baulos Pfons–Brenner
Credit/Quelle: BBT SE

Durchschlag der westlichen Haupttunnelröhre des Brenner Basistunnels am 31. Mai 2025 im österreichischen Baulos Pfons–Brenner
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Für Michael Knapp, den Projektleiter des Bauloses Pfons–Brenner, war der Durchschlag erneut ein großer Erfolg: „Auch dieses Mal konnten wir die tunnelbautechnischen Herausforderungen eines tiefliegenden Tunnels gut meistern. Vor allem die Mineure der ausführenden Baufirmen, die Dienstleister wie Vermesser, Geotechniker, die Örtliche Bauaufsicht und auch die BBT-Mitarbeiter des Projektteams haben Enormes geleistet.“

Tübbingproduktion für Baulos Sillschlucht–Pfons abgeschlossen

Am 19. Juli 2025 lief im Baulos H41 Sillschlucht–Pfons der letzte Tübbing von der Produktionsstraße. Für die Herstellung der Betonfertigteile wurde auf der sehr beengten Baustellen­einrichtungsfläche in der Nähe des Tunnelportals Ahrental eigens eine Fabrikhalle aufgebaut.

Am 19. Juli 2025 lief im Baulos H41 Sillschlucht–Pfons der letzte Tübbing von der Produktionsstraße
Credit/Quelle: BBT SE

Am 19. Juli 2025 lief im Baulos H41 Sillschlucht–Pfons der letzte Tübbing von der Produktionsstraße
Credit/Quelle: BBT SE
Seit Februar 2023 wurden dort ca. 59 000 Tübbinge produziert, das entspricht rund 90 Stück pro Tag. Die vorgefertigten Betonelemente dienen dem Ausbau der beiden Haupttunnelröhren und werden im Zuge des Vortriebs von den Tunnelbohrmaschinen eingebaut.

Da es auf der Baustelleneinrichtung in Ahrental keinen Gleisanschluss gibt, hat sich die zuständige Arge H41 für eine lokale Herstellung der Bauteile direkt vor Ort entschieden. Mittels einer innovativen Umlaufanlage konnten die Tübbinge nacheinander in verschiedenen Stationen wie in einer Serienfertigung hergestellt werden. Schalung, Bewehrung, Betonieren und abschließend Aushärten. Anschließend wurden die Tübbinge per Spezialfahrzeug und in weiterer Folge mittels Baustellenzug vom Lagerplatz in den Berg transportiert.

Hätten die Betonsegmente aus einem externen Fertigteilwerk geliefert werden müssen, wären rund 29 500 LKW-Fahrten notwendig gewesen. Durch die Eigenproduktion direkt vor Ort konnte diese Zahl auf etwa 3000 Fahrten für die Anlieferung von Zuschlagsstoffen und

Anfang Juli 2025 waren 200 Kilometer des BBT-Tunnelsystems ausgebrochen

Anfang Juli 2025 konnte mit 200 ausgebrochenen Tunnelkilometern ein bedeutender Fortschritt verkündet werden: 87% des insgesamt auszubrechenden Tunnelsystems waren damit vorgetrieben. Das nächste große Ziel, die Fertigstellung der durchgängigen unterirdischen Verbindung zwischen Italien und Österreich, rückt näher. Anfang Juli 2025 waren 200 Kilometer des BBT-Tunnelsystems ausgebrochen (blau markierte Linien = Vortrieb abgeschlossen)
Credit/Quelle: BBT SE

Anfang Juli 2025 waren 200 Kilometer des BBT-Tunnelsystems ausgebrochen (blau markierte Linien = Vortrieb abgeschlossen)
Credit/Quelle: BBT SE

Seit dem symbolträchtigen Meilenstein von 100 ausgebrochenen Tunnelkilometern im Jahr 2019 schreitet das Großprojekt BBT zügig voran. Alle drei italienischen Tunnelbohrmaschinen haben ihre Vortriebsarbeiten bis zur Staatsgrenze bereits abgeschlossen. Wichtige Baulose wie die „Eisackunterquerung“ auf italienischer Seite sowie die Baulose „Hochstegen“ und „Sillschlucht“ auf österreichischer Seite sind fertiggestellt.

Dem Ziel ein großes Stück näher

Die beiden Vorstände der BBT SE, Gilberto Cardola und Martin Gradnitzer, betonen den Teamgeist aller am Projekt Beteiligten: „Der Meilenstein von 200 ausgebrochenen Tunnelkilometern ist ein deutliches Signal für die erfolgreiche Umsetzung eines der ambitioniertesten Infrastrukturprojekte Europas. Mit diesem Fortschritt rücken wir unserem Ziel, einen durchgängigen und leistungsfähigen Eisenbahntunnel unter dem Brennerpass zu realisieren, erneut ein großes Stück näher.“

Zu den bis dato erreichten 200 Tunnelkilometern zählen 96 km Haupttunnelröhren, 57 km Erkundungsstollen und 47 km sonstige Tunnel wie Sicherheitstunnel, Logistiktunnel und Querverbindungen.

Bergmännische Vortriebe in Richtung ­Brenner – Durchschlag Erkundungsstollen im Herbst

Der Fokus der Arbeiten liegt nun auf dem Erkundungsstollen, der etwa 10 bis 12 Meter unterhalb der beiden Haupttunnel verläuft: hier fehlten Anfang Juli nur noch 200 Meter, um den Brennerpass von österreichischer Seite aus zu erreichen.

Der für Herbst 2025 erwartete grenzüberschreitende Durchschlag im Erkundungsstollen wird erstmals eine durchgehende unterirdische Verbindung zwischen Italien und Österreich schaffen – ein historischer Moment für die europäische Verkehrsinfrastruktur.

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