Injektionstechnik-Workshop: Praxisnahes Lernen im Trainingsbergwerk Recklinghausen

Am 25. und 26. Juni 2025 fand im Trainingsbergwerk Recklinghausen ein intensiver Workshop zum hochaktuellen Thema der Injektionen im konstruktiven Ingenieurbau statt. Rund 100 Fachleute aus Ingenieurbüros, Bauunternehmen, von Materialherstellern und von Bauherrenseite tauschten sich im Rahmen des zweitägigen Workshops über neueste Entwicklungen, Materialien, Verfahren und praktische Erfahrungen aus. Die sichere und dauerhafte Instandsetzung und Ertüchtigung von Bauwerken durch Injektionen stellt eine zentrale Säule der Bauwerkserhaltung dar, weshalb der intensive fachliche Diskurs von grundsätzlicher Bedeutung ist.

Der gewählte Veranstaltungsort, das Trainingsbergwerk Recklinghausen, bot nicht nur eine eindrucksvolle Kulisse, sondern unterstrich auch den hohen Praxisbezug des Workshops, der von der STUVA (Studienvereinigung für Tunnel und Verkehrsanlagen) und der Firma Webac in Kooperation veranstaltet wurde. Dies wurde gleich am ersten Tag durch eine fachkundige Führung durch das Bergwerk greifbar, die den Teilnehmern Einblicke in die besonderen Herausforderungen des untertägigen Bauens und der dort notwendigen Instandhaltungsmaßnahmen verschaffte.

Fachvorträge und Vorführungen zur Material­verarbeitung

Den inhaltlichen Kern beider Tage bildete eine Reihe hochkarätiger Fachvorträge. Diese deckten ein breites Spektrum ab, von grundlegenden Materialeigenschaften und Qualitätssicherung über spezielle Anwendungstechniken bis hin zu komplexen Schadensbildern und deren Behebung. Unter anderem wurde eine nachhaltige Beschichtungs- und Injektionstechnik für den Tunnel- und Grundbau thematisiert; ein Erfahrungsbericht beschrieb die Injektionsarbeiten im Rahmen des TBM-Vortriebs bei einem skandinavischen Tunnelbauprojekt.

Neben dem Tunnelneubau ist die Injektionstechnik selbstverständlich auch wichtiger Baustein bei der Sanierung von Bestandstunneln mit höchst unterschiedlichen Anforderungsprofilen der jeweiligen Maßnahmen. Ein weiterer Vortrag des Workshops befasste sich in diesem Zusammenhang mit der Gebirgsstabilisierung und der Baugrundverfestigung für eine nachträgliche Querschnittserweiterung bei einem Eisenbahntunnel.

Der erste Tag des Workshops wurde mit einer geselligen Abendveranstaltung in der historischen Schwarzkaue, die zum erhaltenen Gebäudebestand der ehemaligen Zeche in Herten gehört, beendet.

Der zweite Tag setzte den fachlichen Schwerpunkt mit weiteren Vorträgen zu hybriden Zementmörteln, Blockhinterlegung im Tunnelbau (vollflächige Zementinjektion zwischen Kunststoffdichtungsbahn und Betoninnenschale) und weiteren Themen fort.

An beiden Tagen wurde das Programm durch praktische Live-Vorführungen an praxisrelevanten Versuchskörpern unter realen Bedingungen ergänzt. Hierbei konnten die Teilnehmer verschiedene Injektionstechniken und Materialverarbeitungen live erleben und direkt mit den Experten diskutieren. Diese Demonstrationen boten eine wertvolle Ergänzung zur theoretischen Wissensvermittlung.

Praxisvortrags-Highlight: Rendsburger
Eisenbahnviadukte

Im Fokus der zahlreichen Vorträge standen neben grundlegenden Aspekten der Injektionstechnik auch anspruchsvolle Fallbeispiele aus der Praxis. Besonders hervorzuheben und für viele Teilnehmer ein Highlight war der Vortrag zur Sanierung von historischen Eisenbahnviadukten in Rendsburg. Das Projekt, durchgeführt von der Schwalbe-Baugesellschaft aus Preetz im Auftrag der DB InfraGO, stellte die Instandsetzung massiver Mauerwerksbögen vor, die das Rückgrat der schienengebundenen Güterverkehrsverbindung nach Skandinavien darstellen. An den über 100 Jahre alten Bauwerken bestand zum Teil erheblicher Instandsetzungsbedarf. Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg dieser komplexen Maßnahme war der Einsatz eines speziellen Webac-Injektionssystems. Der Referent legte detailliert dar, wie durch die präzise abgestimmte Materialauswahl und -verarbeitung eine dauerhafte Verfestigung und Ertüchtigung des Mauerwerks erreicht werden konnte.

Kooperation als Erfolgsfaktor

Ein zentraler Punkt des Vortrags war die Betonung des ausgezeichneten Abstimmungsverhältnisses zwischen allen beteiligten Parteien. Die enge Zusammenarbeit zwischen dem ausführenden Unternehmen Schwalbe, dem Materialhersteller Webac (insbesondere in der technischen Beratung und Materialoptimierung) und dem Bauherrn DB InfraGO wurde als wesentlicher Schlüssel zum reibungslosen Ablauf und zum hochwertigen Ergebnis der Sanierungsarbeiten identifiziert.

Im Anschluss an den Vortrag meldete sich ein Vertreter eines unabhängigen Ingenieurbüros aus dem Auditorium zu Wort, das im Auftrag der Deutschen Bahn AG die durchgeführte Sanierungsmaßnahme im Rahmen eines Abschlussberichts eingehend untersucht hatte. Dieser Experte äußerte sich ausgesprochen lobend über die gewählte Methodik, die Ausführungsqualität und das erzielte Resultat. Dieses unabhängige positive Fachurteil unterstrich die Bedeutung des vorgestellten Projekts als vorbildliche Praxisreferenz für die Instandsetzung historischer Ingenieurbauwerke.

Fachlicher Austausch auf hohem Niveau

Der zweitägige Workshop im Trainingsbergwerk Recklinghausen bot eine hervorragende Plattform für den intensiven fachlichen Austausch auf hohem Niveau. Die Kombination aus fundierten Vorträgen, praktischen Demonstrationen und der Möglichkeit zum direkten Networking in einem einzigartigen Umfeld wurde von allen Teilnehmern sehr positiv bewertet.

Veranstaltungen wie diese sind unverzichtbar, um den Wissensstand in der Fachcommunity zu aktuellen Injektionstechniken weiterzuentwickeln und die Qualität in der Bauwerkserhaltung nachhaltig zu sichern.

 

Unser Dank gilt der STUVA als Schirmherrin und Trägerin der Veranstaltung, allen Referentinnen und Referenten, den Organisatoren des Trainingsbergwerks und den aktiven Teilnehmern für diese gelungene und lehrreiche Veranstaltung.

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